
Es gibt Regeln, die erscheinen den meisten Menschen intuitiv richtig und wichtig:
– Du sollst andere Menschen nicht (absichtlich) töten oder verletzten!
– Du sollst die natürlichen Lebensgrundlagen achten – und so mit den natürlichen Ressourcen umgehen, dass auch nachfolgende Generationen noch eine lebenswerte Umwelt vorfinden!
Ich zumindest würde das unterschreiben. Und tatsächlich gibt es bei Punkt 1 auch mehr oder weniger hohe Strafen, wenn jemand nachweisbar gegen dieses Gebot verstößt. Das gilt allerdings nur, wenn das Töten und Verletzen in einem relativ überschaubaren Maßstab bleibt – und einzelnen Personen zugeordnet werden kann. Gibt es wie in Syrien, dem Jemen oder manch afrikanischem Staat jahrelange Kriege mit Tausenden von Toten und Verletzten, scheint das niemanden so richtig zu interessieren, denn es mischen jede Menge Staaten mit – aus finanziellen oder machtpolitischen Interessen. In Deutschland sind diese Kriege nur dann wirklich auf der Agenda, wenn die Menschen, die aus der Kriegshölle geflohen sind, plötzlich bei uns landen. Die einen finden das dann unerwünscht. Die anderen meinen, dass diese Menschen nun schnell ihre traumatischen Erfahrungen „vergessen“ (leider funktioniert das so nicht), sich hier „integrieren“ und uns ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen sollten. Die Ursachen für die Fluchtbewegungen will man eigentlich nicht so genau wissen, als Weltgemeinschaft wirklich an Verbesserungen für die Situation in Afrika etc. arbeiten, schon gar nicht. Wäre auch viel zu teuer. Wer soll das bezahlen? Und überhaupt: Haben wir nicht ein Recht darauf, dass wir hier besser leben? Weil, ja weil … wir doch nun einmal hier leben – und „technologisch fortschrittlicher“ sind.
Und damit komme ich unmittelbar zum zweiten Punkt. Denn was heißt „technologisch fortschrittlicher“, wenn es um die Achtung der natürlichen Lebensgrundlagen geht? Was (ver)brauchen wir für diesen „Fortschritt“ und ist das wirklich immer ein „Fortschritt“? Oder schreiten wir v.a. fort von einer Harmonie mit unserer Umwelt? Immer weiter fort? Warum ist uns unsere Umwelt so egal? Wo bleibt der weltweite kontinuierliche medienwirksam unterstützte Aufschrei über die Zerstörung der Regenwälder? Wo bleibt der Aufschrei über die ständige weitere Verdichtung von Flächen in den Industrieländern? Wo der über umweltschädigen Abbau von Rohstoffen weltweit für einen oft völlig sinnfreien Konsum? Wo der über die Vergiftung unserer Böden und Grundwasser (das kostbarste Gut dieser Erde überhaupt!) durch den Pestizideinsatz und die Überdüngung in der konventionellen Landwirtschaft? Wo bleiben die täglichen allabendlichen Sondersendungen zu diesen Themen?! Wo der Ruf nach wirklich umweltfreundlichen Regeln und Einhaltung dieser Regeln? Die industrielle Landwirtschaft mit umweltschädlichen Monokulturen, die in erster Linie dem Tierfutteranbau dienen, wird nicht nur nicht sanktioniert,- sie wird subventioniert. Mit Steuergeldern. All das scheint kaum jemand zu stören.
Die von mir als Punkt 2 genannte Regel, bei der es um den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen geht, ist uns vielleicht abstrakt wichtig. Sehr abstrakt. Und sehr theoretisch. Alles viel zu teuer. Und JETZT auf irgendetwas verzichten, nur für spätere Generationen? Ziemlich viel verlangt, oder?!
Und jetzt kommt plötzlich Corona. Und auf einmal hat man auf die Schnelle ganz viele Regeln beschlossen, um „das Virus einzudämmen“. Und alle scheinen mitzumachen.
Plötzlich erscheint nichts zu teuer und kein Verzicht zu schwierig. Warum? Zu Beginn der Infektionswelle war eine gewisse Vorsicht nachvollziehbar, da man die Gefährlichkeit des Virus nicht wirklich einschätzen konnte. Aber ein „Lock-Down“ wegen der „vielen Toten“?! Wie viele Menschen tatsächlich an dem Virus gestorben sind, und nicht nur „in Zusammenhang mit dem Virus“ wird vermutlich immer ein Geheimnis bleiben, man hat das vorsichtshalber nicht untersucht. Ein offenes Geheimnis ist jedoch, dass Covid 19 nur deshalb überhaupt zu einer „Pandemie“ werden konnte, weil die WHO im Zusammenhang mit der Schweinegrippe vor etlichen Jahren die Definition der „Pandemie“ geändert hat, so dass auch milde Verläufe einer Infektionswelle zur Pandemie werden konnten. (In einem Pandemie-Fall wird der Erforschung eines Impfstoffs absoluter Vorrang eingeräumt.)
Natürlich steckt hinter jedem Todesfall ein Schicksal. Hinter JEDEM! Schaue ich die Nachrichten, scheint plötzlich nur noch hinter einem sogenannten Corona-Todesfall oder einer schwereren Erkrankung im Zusammenhang mit Corona ein Schicksal zu stecken. In Deutschland sterben laut Statistischem Bundesamt jedes Jahr rund 900.000 Menschen. Aber wer nicht „in Zusammenhang mit Corona“ stirbt, ist uninteressant (und war dies im Grunde schon immer). Natürlich führte der „Lock-Down“ dazu, dass in Deutschland insgesamt seitdem weniger Menschen gestorben sind, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das ist nicht verwunderlich. Wenn wir von heute auf Morgen das Rauchen, den Alkohol und das Autofahren verbieten würden, würde das die Todeszahlen sicher nochmal drastisch senken …. . Aber Menschen, die an so einer „banalen“ Todesursache sterben, sind nicht wirklich interessant, so scheint es.
Und nachdem man dann die Pandemie ausgerufen und viele Menschen furchtbar verunsichert und verängstigt hat, hat man ganz viele neue Regeln eingeführt. Regeln, die jeden Menschen zuallererst zur potentiellen Infektionsgefahr stempeln. Kommen Sie sich bloß nicht zu nahe!!!
Lange hat man diskutiert, ob man neben den „Abstandsregeln“, dem Gebot des exzessiven Händewaschens und Desinfizierens von allem Möglichen, auch nach einen „Mund-Nasen-Schutz“ einführen sollte. All diese „Gebote“ wirken recht merkwürdig, wenn man sich überlegt, wie Infektionen generell nur übertragen werden können (Einatmung, Zuführen über den Mund, offene Wunden oder Geschlechtsverkehr). Bei Covid 19 offenbar Einatmung einer gewissen Virenmenge über einen gewissen Zeitraum. Abstand macht Sinn gegenüber Menschen, die stark immungeschwächt sind. Auch das Händewaschen und Desinfizieren ist sinnvoll, wenn ich anschließend jemanden anfasse, der krank, verwundet oder immungeschwächt ist (weniger wegen Covid-19, das kaum jemand an den Händen tragen dürfte). Es ist also wichtig für Personal und Besucher in Krankenhäusern, Arztpraxen, Pflegeheimen usw. Für Kinder in Kita und Schule z.B. ist es völlig unsinnig, zerstört den natürlichen Säureschutzmantel der Haut und macht daher auf die Dauer anfälliger für kleinere Wunden und damit auch für Infektionen. Und der „Mund-Nasen-Schutz“? Lange wurde über die Einführung diskutiert. Viele „Experten“ rieten davon ab (und das will bei dem Corona-Hype schon etwas heißen). Man hat eine gewisse Pflicht dann trotzdem eingeführt. Nicht weil das Ding nachgewiesenermaßen vor Ansteckung schützt, sondern weil es anscheinend eine Art „Beruhigungspille“ für in Panik geratene Menschen war. Nachdem man ständig die angebliche Gefährlichkeit des Virus propagiert und mit entsprechenden Bildern unterlegt hatte, sind viele dafür anfällige Menschen in Panik geraten, dass sie jeden Moment sterben könnten. Da das Virus sich in Deutschland insgesamt kaum verbreitet hat (ich gelte im Bekanntenkreis immer noch als Star, weil die meisten niemanden sonst kennen, der das tatsächlich hatte….), ist der Mundschutz objektiv gesehen unsinnig. Er ist nicht nur unsinnig, er erschwert das Atmen, die zwischenmenschliche Kommunikation, verhindert das (gesehene) Lächeln und ist für jemand wie mich, die auf frische Luft angewiesen ist, äußerst unangenehm. Jeder Mensch beherbergt natürlicherweise in Mund- und Nasenraum etliche Viren und Bakterien, die dort normalerweise nicht stören. Wenn ich diese jedoch ständig in den Mundschutz puste, in dem ein feuchtwarmes Klima herrscht, werden einige sich gerne vermehren und vielleicht auch mit welchen austauschen, mit denen sie sonst keinen Kontakt gehabt hätten. Diesen Cocktail atme ich dann ein. Sinnvoll?
Tja, aber jetzt gibt es diese „Regeln“. Und in den Medien wird ständig gezeigt, dass es doch tatsächlich Menschen gebe, die sich an diese Regeln nicht halten. Leute werden immer wieder gefragt, ob es Strafen geben solle. Und zu meinem Entsetzen sagen ein Großteil: „Ja, wenn es Regeln gibt, die nicht eingehalten werden, sollte das bestraft werden.“ Es geht nicht darum, ob eine Regel sinnvoll ist, sondern einzig und allein darum, dass es eine Regel gibt. Es gibt einige erschreckende psychologische Experimente, in der Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, andere zu bestrafen. Es zeigt sich: Dieses „Bestrafenwollen“ von Andersdenkenden scheint fast eine Art menschliches Grundbedürfnis zu sein. Das erklärt den Erfolg von Diktaturen. Leider ist es auch in unserer „aufgeklärten westlichen demokratischen Gesellschaft“ sehr verbreitet: Interessant war der Aufschrei, als irgendein Fußballprofi zum Start der Liga ein Video in der Kabine gemacht hat, bei dem Hände geschüttelt wurden und es weitere „Regelverstöße“ gab. Skandal!!! Der Mann bekam „selbstverständlich“ Sanktionen zu spüren. Dass von den Spielern erwartet wurde, danach auf dem Fußballfeld in Zweikämpfe und Körperkontakt zu gehen, die Ansteckungsgefahr bei einem Handschlag ohnehin äußerst gering ist – und die Spieler alle auf Corona getestet worden waren, war irrelevant. In den letzten Wochen gab es in Berlin mehrere große Demonstrationen, bei denen „die Abstandsregeln“ nicht immer eingehalten wurden. Skandal! Große Besorgnis!!!! Ich nehme an, danach sind die Ansteckungs- und die Todeszahlen an Corona in Berlin in dramatischer Weise gestiegen. Oder? Oder …- nicht?! Völlig egal! Gerade in Deutschland gilt: Wo es Regeln gibt, sind diese einzuhalten. Kollateralschäden sind in Kauf zu nehmen. Wenn wir uns erstmal entschieden haben, dass ein Virus höchstgefährlich ist, dann IST es höchstgefährlich. Punkt. Wer das anders sieht, ist ein „Verschwörungstheoretiker“ o.ä.. Punkt. Für unsere Überzeugung stehen wir ein, und sind auch bereit, Tausende von wirtschaftlichen Existenzen zu vernichten. Einfach mal so. Weil das Virus eben so gefährlich ist…. Und irgendwo kommen dann plötzlich auch Milliarden an Euro´s her, um zumindest die größeren Betriebe über Wasser zu halten. Für viele kleinere wird es trotz aller (dann „versenkter“) Hilfen nicht reichen: Das „Erlebnis“ in Hotel und Restaurant etc. mit Masken, Abstand und ständigem Desinfizieren ist eben kein Erlebnis, was besonders verlockend scheint. Gleiches gilt für die zahlreichen kleinen Dienstleistungsbetriebe, Boutiquen etc.
Woher kommen diese Milliarden eigentlich plötzlich? Und warum waren die nie da für Umweltschutzprogramme, oder zur Friedenssicherung in den vielen Krisengebieten dieser Welt? Weil uns all das völlig egal ist?
Hauptsache WIR stecken uns nicht an einem Virus an, der – wie die meisten Infektionskrankheiten in bestimmten Fällen zu Komplikationen führen kann, die auch tödlich sein können. Insofern ist diese merkwürdige Ellbogenbegrüßung seit Corona vielleicht auch ein Sinnbild unserer Ellbogengesellschaft. Was gehen uns künftige Generationen an, wenn wir doch JETZT Gefahr laufen, uns an einem Virus anzustecken? Alles andere ist Peanuts dagegen, so scheint es.
Wann fangen wir an, nicht mehr ständig eine neue Sau durchs mediale Dorf zu treiben (Schweinegrippe, EHEC, Ebola …Corona)? Wann widmen wir uns in Politik, Medien und Gesellschaft endlich den Themen, die die Welt wirklich zu einer besseren umgestalten können? Wann fangen wir an, uns wirklich um unsere Umwelt zu kümmern? Und Umweltschutz heißt nicht nur Klimaschutz!!!! Fangen wir damit überhaupt irgendwann an – oder sind wir einfach zu „skandalgeil“, um konstruktiv sein zu können?
In einem stimme ich unumwunden und vollumfänglich zu: ich hätte auch gerne, dass sich diese Entschlußkraft und Umwälzungsenergie wie im Umgang mit Corona auch mal in anderen Krisen zeigt.
Die Regeln selbst kann ich im Wesentlichen schon nachvollziehen, den Abstand und so. Der Mundschutz macht mir nicht viel aus, ich trag ihn auch beruflich, da hadere ich nicht allzu sehr damit. Ich verstehe, dass man rigoros reagiert hat, und würd es auch da verstehen, wo es sich als überzogen herausstellt – nichts genaues weiß man nicht, und dass kollektive Fehleinschätzungen möglich sind, ist nicht neu.
Drum sind die Kritiker noch lange nicht Verschwörungstheoretiker. Verschwörungstheoretiker sind Verschwörungstheoretiker, und ich meine, nur sie würden auch so genannt. Aber egal. Soll jeder seinen eigenen Vogel haben.
Trotzdem – ich glaube, es liegt nicht nur an den Regeln. Das Elend steckt in unserem Umgang mit ihnen. Hierzulande wird die Regel wichtiger genommen als ihr Sinn, und in der Auslegung ist keine Kleinlichkeit zu blöd. Weil jeder Schiß vor Fehlern hat und vor dem shitstorm, der darauf folgt.
Ein wenig schwedische Souveränität, gepaart mit englischer Fähigkeit zur Selbstironie täte uns gut 🙂
https://beatekalmbach.home.blog/2020/05/28/ubers-streiten-uber-nachsicht/
https://beatekalmbach.home.blog/2020/05/14/widerstand/
https://beatekalmbach.home.blog/2020/05/03/zuruck-in-die-zukunft/
Man sieht – mich treibt das auch um :), und das ist nur eine Auswahl.
Alles Gute
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