
Was verstehen wir eigentlich heutzutage unter „Meinungsfreiheit“? Die Frage kam mir gestern im Zusammenhang mit dem Auftritt des Kabarettisten Florian Schröder auf einer Demonstration gegen die Corona-Regeln.
Was war passiert? Anscheinend war Florian Schröder von den Veranstaltern der Demonstration (wohl aufgrund eines von ihnen missverstandenen Satirebeitrags von Herrn Schröder) eingeladen worden, bei der Demonstration in Stuttgart als Redner aufzutreten. Er hatte die Einladung angenommen. Gestern (die Veranstaltung war am Samstag) wurde darüber in dem öffentlich rechtlichen Radiosender berichtet, den ich normalerweise höre: Nachdem man zunächst etwas „verstört“ gewesen sei, dass Herr Schröder „dort“ aufgetreten war, wurde nun positiv hervorgehoben, dass er den Demonstranten „den Spiegel vorgehalten habe“. Er hatte dort offenbar gesagt, dass er für Meinungsfreiheit sei – und deshalb jetzt frei sage, dass er FÜR Maskenpflicht und die übrigen „Corona-Regeln“ eintrete. Die Demonstrierenden hätten mit Buh-Rufen reagiert. Was zeige, dass sie selber es nicht so sehr mit der „Meinungsfreiheit“ hätten. [Allerdings haben sie ihn offenbar weder mit irgendetwas beworfen, noch von der Bühne gejagt oder ähnliches, sondern lediglich verbal ihre andere Meinung ausgedrückt.]
Florian Schröder ist ein erfolgreicher Kabarettist und Satiriker, der sowohl im öffentlich rechtlichen Fernsehen, wie auch Radio gerne gebucht wird. Wie alle Kabarettisten und Satiriker, die heutzutage „Erfolg“ haben, vertritt er im Wesentlichen Mehrheitsmeinungen.
Im Zusammenhang mit der Demonstration betont er, dass es in Deutschland Meinungsfreiheit gebe, sonst hätten die Leute in Stuttgart ja gar nicht demonstrieren dürfen.
Was ist Meinungsfreiheit? Meinungsfreiheit ist in Artikel 5 des Grundgesetztes garantiert und richtet sich gegen hoheitliche Eingriffe des Staates. Ich darf also sagen, dass ich gegen die offizielle Corona-Politik bin, ohne deshalb gleich meine Verhaftung befürchten zu müssen. Insofern gibt es in Deutschland Meinungsfreiheit, ja!
ABER… :
Ich habe mich gefragt, was wohl passiert wäre, wenn Herr Schröder sich in Stuttgart gegen Maskenpflicht etc. ausgesprochen hätte, klar gesagt hätte, dass diese Maßnahmen aus seiner Sicht übertrieben und wenig sinnvoll seien, erst recht im Hochsommer.
Wäre darüber überhaupt in den offiziellen Medien berichtet worden? Falls ja, wie? Hätte Herr Schröder in Kürze wieder einen Auftritt in einer öffentlich rechtlichen Fernsehsendung bekommen? Hätte er überhaupt jemals wieder einen Auftritt im öffentlich rechtlichen Fernsehen als Satiriker oder Kabarettist angeboten bekommen? Wäre er jemals wieder im öffentlich rechtlichen Radio gespielt und seine Auftritte oder sein Podcast beworben worden? Hätte irgendjemand aus dem Bereich Medien oder auch von seinen Kolleg*innen zu ihm gehalten? Oder hätten sich alle angewidert abgewendet und beteuert, sich in dem Mann offenbar furchtbar geirrt gehabt zu haben? Mit so einem wolle man nichts mehr zu tun haben? Hätte Herr Schröder mit dem Beruf, den er bis dato ausgeübt hatte, noch den Hauch einer Chance gehabt?
Was, lieber Herr Florian Schröder, hätten Sie wohl über Meinungsfreiheit in Deutschland gedacht, wenn Sie sich in Stuttgart gegen Maskenpflicht ausgesprochen hätten?
Das würde mich wirklich mal interessieren … .
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