
Der Sonnenuntergang war phantastisch. Der ganze Himmel schien in eine orangenes Licht getaucht, das jetzt langsam in ein Rosa überging. Irma genoss jede Sekunde. Hier auf der Terrasse ihres Hauses. Zusammen mit Udo, ihrem Mann. Mit einem Glas guten Rotwein in der Hand. Sie hatten den Wein einst geschenkt bekommen und schon lange probieren wollen. Heute schien endlich die Gelegenheit dafür. Und der Wein war richtig gut. Fanden sie beide. Es war der perfekte Abschluss eines perfekten Abends. Sie hatten gemütlich zusammen zu Abend gegessen, sich angeregt unterhalten und dabei immer wieder in die Augen geschaut. Selten hatte Udo so auf ihre Fragen geantwortet und echtes Interesse an dem gezeigt, was sie bewegte. Und jetzt hatten sie noch zusammen diesen wundervollen Sonnenuntergang genossen.
Seit fast vierzig Jahren waren sie nun verheiratet, und Irma überlegte, wann sie zuletzt so einen schönen Abend miteinander gehabt hatten. Es erschütterte sie, dass sie sich nicht erinnern konnte. Es musste ewig her sein.
Die Sonne war inzwischen unter gegangen. Langsam wurde es kühl. Sie standen auf und – wow-, Udo kam auf sie zu, nahm sie in die Arme und gab ihr einen langen und innigen Kuss.
Während sie durch die Terassentür zurück ins Wohnzimmer gingen, machte Irma sich eine mentale Notiz:
„Morgen früh, während Udo unter der Dusche ist, gleich als Erstes den Fernsehtechniker anrufen. Und ihn bitten, den Lautsprecher, oder was auch immer an dem Fernsehgerät defekt sein mochte, bitte NICHT zu reparieren.
Jedenfalls noch nicht morgen … .“
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Mit Dank an Christiane für ihre Mühe mit den Etüden und den Etüdelingen. Alles Wissenswerte zu den Etüden findet sich auf ihrem Blog (Schreibeinladung für die Textwochen 03.04.21 | Wortspende von blaupause7 | Irgendwas ist immer (wordpress.com))
Und mit Dank an Blaupause 7 für die Wortspende.
Frauen und Liebe. 😉
Ach, ich kann sie so gut verstehen. Und ich gestehe, dass ich tatsächlich ein wenig überrascht bin, dass du scheinbar überhaupt keine hinterhältigen Aspekte eingebaut hast, sondern dass der Text einfach nur … ein schönes Erlebnis … beschreibt … 😀
Ganz herzlichen Dank und Nachmittagsgrüße! 😀
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„Hinterhältig „…?🤔😎 Na, du hast ja ne Meinung von mir… 😇. Der Text sollte im Grunde den Stromausfalleffekt beschreiben: Der Abend ohne Fernseher… (soll angeblich die Geburtenrate 9 Monate später steigen lassen). Also vielleicht doch mit ein ganz klein wenig Hinterhalt 🙂😃…
Herzliche Grüße zurück!
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…hahaha…ich habe mit Freude das Ende gelesen, weil es einfach so daherkam, so selbstverständlich, musste ich lachen…
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Das freut mich sehr!!! Du scheinst ja gerade heute etwas Trost zu brauchen, wie ich bei dir gelesen habe. Und wenn ich dazu beitragen konnte, freue ich mich!
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…ja, so ein Tier kann einem ans Herz wachsen…aber das ist eben der Lauf der Welt…
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Schön das Thema „Sex im Alter“ mal näher gebracht. Und mal ehrlich: Frauen denken doch oft praktischer wie wir Männer!
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Lach! 😀😇
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Schön beschrieben, was passieren kann, wenn die Glotze mal aus bleibt und man sich nicht anderweitig ablenken lässt.
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😇😎
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So ein kleiner Bruch in der Routine kann tatsächlich einen Spalt öffnen, so dass ein Blick in eine andere vergessene Welt möglich wird. Aber wenn dann der TV drei Tage nicht funktioniert, wird es schwierig. „Warum hast du den Elektriker abbestellt? Heute gibt es …, ich unbedingt sehen wollte“. Und schon hat die Frau den schönsten Zoff am Hals.
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Deswegen der letzte Satz …, „jedenfalls noch nicht morgen…“. Sonst wird auch wohlmöglich die Romantik zur Routine … 😉 :-).
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So liebenswürdig, die ganze Geschichte! Schön, wenn bei solchen Gelegenheiten Zuwendung entsteht statt Stress.
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Danke schön! Es freut mich, dass die Geschichte dir gefallen hat! 😀💞
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