Extraetüde 05.21; Date mit Marktwert

Wie immer mit Dank an Christiane, bei der auch die Regeln der Extraetüden zu finden sind (Schreibeinladung für die Textwoche 05.21 | Extraetüden | Irgendwas ist immer (wordpress.com) ).

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Da! Die orangene Rose war das verabredete Erkennungszeichen. Aber sie hätte ihn auch so gefunden. Es war ein teures Restaurant, das er ausgesucht hatte. Das Ambiente erschien ihr geschmackvoll. Aus den Lautsprechern erklang gedämpfte klassische Musik. Jeder Tisch war besetzt und sie wurde umfangen von einem angenehmen Stimmengewirr. Aus der Küche drang der Hauch verführerischer Düfte nach verschiedenen Aromen.

Alles ließ sie auf einen schönen Abend hoffen. Sie ging auf seinen Tisch zu. 

„Theo?“

Er nickte. Mit selbstgefälligem Grinsen musterte er ihren Körper, während sie sich zu ihm setzte.

„Hey, du hast doch eine Superfigur, Simone! Ich hatte schon befürchtet, du wärst wohlmöglich fett, nachdem du auf meine Frage nach dem Gewicht nicht geantwortet hast. Aber jedes Gramm sitzt, wo es hingehört. Ganz nach meinem Geschmack.“ 

Oh. Vielleicht würde der Abend doch nicht so schön. 

„Bist du in der Fleischindustrie? So interessiert, wie du am Fettanteil deiner Mitmenschen zu sein scheinst?“

Sein Grinsen erlosch. „Nein, ich arbeite in der Investmentbranche. Das solltest du in meinem Profil eigentlich gelesen haben. Ich bin das, was man ein High-Flyer nennt. Und in meiner spärlichen Freizeit möchte ich etwas Schönes anzuschauen haben. Etwas, was man auch seinen Freunden zeigen kann, ohne sich zu blamieren. Und du? Kunstbranche stand in deinem Profil. Galeristin? Oder bist du wohlmöglich bloß einfache Künstlerin? Wenn du so chaotisch bist, dass du nicht einmal mein Profil richtig gelesen hast?“ 

Hach! „High-Flyer“. Lächerlich! Was hatte sie, was hatte nur irgendjemand an seinem Profil interessant finden können?! Eingebildeter Fatzke. 

Sie richtete sich auf. 

„Genau genommen bin ich Headhunterin. Zu meinen Kunden gehören einige Dax-Unternehmen. Sie schätzen mein unkonventionelles Vorgehen. Sie, mein Lieber, waren für einen Vorstandsposten im Gespräch. Aber da braucht man heutzutage vor allem soziale Kompetenz. Weichmütig ist gefragt, nicht cholerisch. Empathie, Teamfähigkeit, Kreativität, ein modernes Frauenbild. Ich fürchte, Sie würden das nicht wirklich gebacken kriegen. Genau genommen haben Sie es gerade ziemlich vergeigt… . Einen schönen Abend noch!“

Draußen auf der Straße lachte sie laut los. Zetermordio nochmal war sein erschüttertes Gesicht schön anzuschauen gewesen…. !

Wie gut, dass „einfache Künstlerinnen“ kreativ sind, dachte sie lachend, während sie im Handy checkte, was die Gegend noch so zu bieten hatte. Der Abend war ja noch jung. Und sie hatte jetzt Lust auf laute Musik und Tanzen mit ganz vielen Menschen zusammen. Vorher vielleicht noch irgendwo in eine Bar? „Das Leben ist einfach schön! Und ich bin jung genug, es in vollen Zügen zu genießen.“ sagte sie sich und zog los.

Veröffentlicht von lachmitmaren

Stimme der Göttin. Schon lange fast nur noch ernst. Manchmal sehr wütend, manchmal sehr verzweifelt. Oft traurig. Und nur noch sehr selten verspielt und albern. Gute Zuhörerin. Einfühlsame Leserin. Vielseitig interessiert. Meine Texte sind immer tiefgründig. Sie sind kritisch gegenüber "Vorgaben" "von Oben" und sie hinterfragen ursachenorientiert. Meine Berufung ist Heilung. Ich bin Volljuristin, staatlich geprüfte Heilpraktikerin, zertifizierte Lachyoga-Leiterin - Und Rheumatikerin seit über 30 Jahren.

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33 Kommentare

  1. Gut gebrüllt, Löwin! 🦁 Cooler Trick, den sie da aus dem Ärmel geholt hat! Das dumme Gesicht und die Verunsicherung gönne ich dem! 😁
    Danke, du hast mir gerade den Abend gerettet, ich habe sehr gelacht 😉😁👍
    Abendgrüße 😁🦁🍷🍪👍

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  2. Liebe Maren,
    eine köstliche Geschichte über die ich herzlich lachen musste 😉
    Männer diesen Kalibers haben eine solche Abfuhr mehr als verdient! Nur schade, dass es so wenige Frauen früh genug erkennen und handeln.
    Liebe Grüße
    Heike

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      1. Da hast du recht liebe Maren 😉
        Die Theorie kann man sich „schön malen“ wie sie einem gefällt. In der Praxis kommen soviele verschiedene Faktoren hinzu, die die Farben oftmals wieder ausradieren.
        Liebe Grüße
        Heike

        Gefällt 1 Person

  3. Eigentlich finden wie solche Projekte in sozialen Medien völlig daneben, aber wir müssen sagen, dein Text hat uns erheitert. Originell und flott geschrieben.
    Eine fröhliche Woche wünschen wir dir
    The Fab Four of Cley
    🙂 🙂 🙂 🙂

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