Österreichisch

„Österreichisch ist eine merkwürdige Sprache.“

„Wieso?“

„Na, das gibt es Fahrnisse, es gibt so etwas wie Topfen, und sogar Grundbücher, die sich etwas grundbücherlich einverleiben.“

„Topfen, das ist sicher etwas mit einem Topf oder einer Pfanne.“

„Das ist Quark.“

„Du sollst mir nicht immer sagen, dass ich Quark rede, wenn du anderer Meinung bist, das ist nicht nett!“

„Habe ich doch gar nicht! Ich habe doch gesagt, das IST Quark.“

„Eben!“

„Nicht das, was du geredet hast, sondern der Topfen!“

„Häh?“

„Topfen ist Quark. Also, das was du als Quark kennst, ist für die Österreicher Topfen.“

„Ach so. Und Fahrnisse?“

„Das scheinen bewegliche Güter zu sein, also etwas, was nicht untrennbar mit dem Grund und Boden verbunden ist; also, was du von anderen Gütern trennen kannst.“

„Häh?“

„Na ja, egal. Du wirst das Wort nicht brauchen.“

„Und wieso kann sich ein Grundbuch etwas einverleiben? Das klingt doch total spooky. So nach Little Shop of Horrors. Plötzlich hast du ein dickes glückliches Grundbuch, und Angst, dass es dich auffrisst. Oder alles um dich herum oder so.“

„Ja, scheint so eine Art lebendiges Grundbuch zu sein, da in Österreich, ein Grundbuch mit einem Leib. Wer weiß, wie man auf so was kommt.“

„Wie kommst DU überhaupt auf so komische Sachen?“

„Och, eine in Wien lebende Mitbloggerin hatte letztens in ihrem Blog aus ihrem Wohnungskaufvertrag zitiert, und da standen so komische Wörter drin. Juristenösterreichisch.“

„Juristenösterreichisch! Was für ein Topfen!“

„Nee, von Topfen stand da ehrlich gesagt nichts. Nehme ich jedenfalls an. Es sei denn, in der Garage stand ein Eimer mit Topfen – und der gehört jetzt zu den Fahrnissen…?“

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Wie immer mit Dank an Christiane für ihre Arbeit mit den Etüden, deren Regeln hier Schreibeinladung für die Textwochen 16.17.21 | Wortspende von DORO|ART | Irgendwas ist immer (wordpress.com) zu finden sind. Zudem diesmal an Doro von DoroArt für die Wortspende – und natürlich mit herzlichem Gruß und Dank an Myriade für die Erweiterung meines Wortschatzes durch ihren Post: Freitag 16. April 2021 – er ist da ! – MYRIADE – La parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée (wordpress.com) ;-).

Veröffentlicht von lachmitmaren

Stimme der Göttin. Schon lange fast nur noch ernst. Manchmal sehr wütend, manchmal sehr verzweifelt. Oft traurig. Und nur noch sehr selten verspielt und albern. Gute Zuhörerin. Einfühlsame Leserin. Vielseitig interessiert. Meine Texte sind immer tiefgründig. Sie sind kritisch gegenüber "Vorgaben" "von Oben" und sie hinterfragen ursachenorientiert. Meine Berufung ist Heilung. Ich bin Volljuristin, staatlich geprüfte Heilpraktikerin, zertifizierte Lachyoga-Leiterin - Und Rheumatikerin seit über 30 Jahren.

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38 Kommentare

      1. Fahrnisse ist laut Duden sehr ungebräuchlich. Ich habe es nicht gekannt und ich habe einen großen Wortschatz. Aber „einverleiben“ finde ich nicht so ungewöhnlich, wenn auch nicht in dieser seltsamen Formulierung 😉

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  1. Hihi ! „So ein Topfen!“ ist tatsächlich eine gebräuchliche Redewendung. Eimer gibt es bei uns auch nicht sondern Kübel, es könnte also ein Kübel mit Topfen eventuell zu den Fahrnissen gehören 🙂 Wäre nicht so schlimm, Topfen ist gut gegen Entzündungen und Schwellungen.

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    1. Wieder was gelernt 😃! Bei uns haben Kübel eher so eine leicht negativ wirkende Seite: Kübeln ist etwas ziemlich Unangenehmes… Und Kübel sind in meiner Vorstellung auch viel größer als Eimer. Also, gut zu wissen… .

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        1. Ach jeh, also geselligdeutsch kenne ich offenbar auch nicht…🤔. Für mich stand das Wort „kübeln“ für das, was passieren kann, wenn es zu viel des abendlichen Bieres geworden ist…😉.

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  2. Eine suoer Idee. Die Spezialitäten des Österreichischen ist auf jeden Fall eine Bereicherung im Sprachschatz. Ich habe das Duden-Schulwörterbuch Österreichisch meiner Kinder auch immer wieder gebraucht, um mich mit den Besonderheiten vertraut zu machen, statt bei Wörtern wie „gepünktet“ im Aufsatz Stresspusteln zu bekommen.

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      1. Es ist ausnahmsweise wirklich dasselbe, aber als Hochdeutschler meint man, es sei verkehrt.
        So wie man irritiert ist, wenn es „am“ statt „auf dem“ heisst, und das auch in der Zeitung und im Deutsch-Aufsatz richtig ist.

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  3. Nachdem ich schon bei Myriade über die österreichische Amtssprache gekichert hatte, war das jetzt nicht mehr so die große Überraschung, außer der immer wieder verblüfften Feststellung, wie unterschiedlich unsere Sprache und ihr Gebrauch sein kann! 🤔😉😁👍
    Abendgrüße, weil unterwegs gewesen 😁🍷🥨👍

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