abc-Etüde 23./24.21 – Steine

Endlich wieder baden! Im See! Die beiden Jungs freuten sich aufs Ballspielen, Plantschen und Schwimmen.

Sie auch. Schnell war alles Notwendige eingepackt: Picknickdecke, Badesachen, Ball. Und Mutter und Kinder fuhren los zur Badestelle.

Aber was war das? Dort, wo letztes Jahr sanft abfallend Sand in den See geführt hatte, lagen stattdessen auf einmal Hunderte große scharfkantige Steinblöcke.

Was war denn da passiert? Sie recherchierte auf ihrem Handy. Und erfuhr: Die Stadt hatte die Blöcke dorthin transportieren lassen. Um die Leute davon abzuhalten, dort baden zu gehen. Da es keine Badeaufsicht an diesem See gebe, sei das Baden zu gefährlich. Es habe Gerichtsurteile in Deutschland gegeben, wonach ein Schild „Baden auf eigene Gefahr“ nicht ausreiche, um eine Haftung der Stadt zu verhindern, wenn ein Unfall passiert. Da die Stadt keine Badeaufsicht stellen könne, müsse sie also das Baden verhindern – diesem Zweck dienten die Steinblöcke. Wieviel Steuergelder die Stadt dafür aufgewendet hatte, wollte sie gar nicht mehr wissen … .

Seit wann, fragte sie sich, haben in Deutschland Gerichte diese Art des amerikanischen Denkens übernommen, über das sie sich früher so oft lustig gemacht hatte? Dieses „Man kann Menschen nicht zutrauen, irgendein Risiko selber einzuschätzen.“ Sie schüttelte sich. Was für ein Irrsinn, Menschen durch den Staat immer und überall an der Hand nehmen zu wollen.

Die Kinder waren furchtbar enttäuscht. Wenigstens die Wiese war noch zugänglich. Sie legte die Picknickdecke aus, während die Jungs lustlos begannen, mit dem Ball zu spielen.

Sie beschloss, sie mit Pommes vom nahe gelegenen Imbiss wenigstens etwas zu trösten.

Als sie zurück kam, waren die beiden weg. Doch halt, oh NEIN!!! Die beiden Jungs, die dort verwegen auf den Steinblöcken Richtung Wasser kletterten, das waren ihre … . Sie biss sich auf die Zunge, um nicht zu schreien, und hoffte inständig, dass dieses Abenteuer nicht in der Notaufnahme enden würde.

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Inspiriert durch mehrere Berichte über Badestellen, in unterschiedlichen Bundesländern, wo das Baden mittels solcher Steinblöcke und / oder Zäune dieses Jahr plötzlich ver-/behindert wurde. Begründet wurden die Maßnahmen z.T. mit Gerichtsentscheidungen (wie in dieser Geschichte), z.T. mit nicht zum Baden geeigneter Wasserqualität o.ä..

Wie immer mit Dank an Christiane für ihre liebevolle Betreuung der Etüden, deren Regeln hier Schreibeinladung für die Textwochen 23.24.21 | Wortspende von nellindreams | Irgendwas ist immer (wordpress.com) zu finden sind und an Ellen von nellindreams für die diesmalige Wortspende!

Veröffentlicht von lachmitmaren

Stimme der Göttin. Schon lange fast nur noch ernst. Manchmal sehr wütend, manchmal sehr verzweifelt. Oft traurig. Und nur noch sehr selten verspielt und albern. Gute Zuhörerin. Einfühlsame Leserin. Vielseitig interessiert. Meine Texte sind immer tiefgründig. Sie sind kritisch gegenüber "Vorgaben" "von Oben" und sie hinterfragen ursachenorientiert. Meine Berufung ist Heilung. Ich bin Volljuristin, staatlich geprüfte Heilpraktikerin, zertifizierte Lachyoga-Leiterin - Und Rheumatikerin seit über 30 Jahren.

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20 Kommentare

  1. Das ist nur noch meschugge. Den Menschen die Verantwortung permanent abzunehmen weil die doof zu sein scheinen info was passiert dann? Die werden tatsächlich doof und unfähig mit Gefahr umzugehen… Entschuldigung aber so was hirnverbranntes wie mit dem Steinen im See regt mich kolossal auf. Da sind die Steine ja noch gefährlicher als alles andere … Das reiht sich in eine ganze Kette von hirnrissigen Ideen, die momentan auf die Spitze getrieben werden: von Rollsplitt auf der Skateboard-Bahn damit nicht geskatet wird, bis wir bleiben alle zu Hause und vergammeln da, bevor wir noch die Grippe kriegen, geht es immer so weiter. Die Welt steht Kopf.
    Baden ist so mega toll, erst recht für Kinder. Herrlich dass jetzt die Sonne wieder da ist! Diese angstneurosen dieser Zeit sind echt gemein-gefährlich…
    letztens beim ersten Mal seit gefühlten 3000 Jahren spannen die Mitarbeiter eines Restaurants eine gefährlich niedrige Schnur zwischen den Tischen, O-Ton: damit sich keiner da hinsetzt wegen Corona. Das sich bis dato zwei Kinder ein erwachsener und zwei vom Personal fast lang gelegt haben, bis ich das ansprach und fragte wer diese Blitz-gescheite Idee da hatte – da guckte man nur betroffen. Himmel, hilf. Lass Hirn regnen. Gott sprach: jetzt gibt’s Gehirn, doch viele hatten einen Schirm! Tja…
    schöne Grüße und eine gute Zeit am See 🌸😍☀️

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    1. Ich finde auch, es gibt immer mehr „Vorsichtsmaßnahmen „, die nicht nur völlig überflüssig sind, sondern auch noch eine eigene Gefahrenquelle darstellen. Wie das mit der Schnur, was du beschreibst.
      Krass!
      Liebe Grüße zurück und dir auch eine schöne Zeit!!💞💕💞

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  2. Danke Maren für deinen Bericht, im Moment bin ich so wütend, egal wo ich lese. Ich wünsche mir Menschen, die die Steine einfach wegtragen.

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    1. Es ist irgendwie eine komische Zeit … . Besonders in Deutschland. Bei euch würde man vermutlich auf solche Ideen nicht kommen, sondern die Steine sinnvoller verwenden, schließlich ist Baumaterial ein kostbares Gut. Und die meisten anderen Länder scheinen mir auch nicht ganz so risikoängstlich (bzw. paternalistisch) wie Deutschland… .
      Herzliche Grüße!

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  3. Und anderswo werden die Bäder überlaufen, wenn es Schwimmkurse gibt. 🤔Verkehrte Welt. 🤐🤨
    Die Frage ist doch, was sie in der Situation tun kann und/oder ob sie nur jammern will.
    Da sie eh die Verantwortung hat und übernimmt, würde ich die Kids ins Auto packen und entweder zu einer anderen Badestelle fahren oder mit ihnen auskundschaften, wo man noch ins Wasser gehen kann. Ja, letzteres kann ins Auge gehen, Baden in Flüssen ist z. B. nicht ungefährlich, und hängt sehr von der individuellen Lage ab. Aber ich bin relativ sicher, dass die Suche nach einem „Work-around“ auch als Abenteuer verpackt werden kann und damit Mutter und Kindern Spaß machen könnte … 🤨🤔😉
    Samstagmorgenkaffeegrüße, sorry, ich war gestern irgendwann gar nicht mehr im Blog 😁🌦️🌼🐦🐝☕🍩👍

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    1. Guten Morgen! 🌞 Ich finde, ein Blog-freier Freitagabend steht dir durchaus zu! 😃💞 Ich halte es ohnehin für bewundernswert, dass du wirklich alle Etüden immer kommentierst!
      Ja, die Alternativen zum Baden sind nicht immer und überall besonders zahlreich … und werden eben auch immer weniger.
      Herzliche Morgenkaffeegrüße!

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        1. Das kommt sehr darauf an, wo man lebt. Längst nicht überall gibt es Freibäder in der Nähe. Und da der Betrieb von Freibädern und auch von Bädern mit Aufsicht und allem Drum und Dran kostenintensiv ist, werden kleinere auch schon mal geschlossen.

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  4. Baden? Sonne? Die Wohnung verlassen? Auf keinen Fall! Ich plädiere für Mauern und Stacheldraht an Flüssen, Seen und dem Meer. Natürlich auch für Kameras, die alles und jeden 24/7 beobachten und an die Badepolizei melden. Bei Verstößen werden Schnellgerichte die Menschen noch vor Ort aburteilen. 🙄

    Ernsthaft: Soll betreutes Denken und Handeln die Zukunft sein?

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  5. Sehr frustrierend… Ich hätte die 2 Jungs auch wieder ins Auto gepackt und uns eine andere Badestelle gesucht… Bleibt zu hoffen, dass sich doch ein paar Leute beschweren und solche Aktionen nicht die Regel werden… War da nicht mal was in Sachen „mündige Bürger“… ?

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