abc-Etüde 25./26.21 – Wald

„Spüren Sie die Magie? Hören Sie, wie Sie mit Ihnen sprechen, die majestätischen Geschöpfe dieses Waldes? Nehmen Sie das Wispern Ihrer Blätter wahr? Sehen Sie das Spiel des Lichtes durch diese Blätter?
Atmen Sie! Nehmen Sie das Elixier des Lebens in Ihre Lungen auf. Genießen Sie mit allen Sinnen! Spüren Sie. Versuchen Sie eins zu werden mit Ihrer Umgebung.
Spricht vielleicht ein Baum besonders zu Ihnen?“

Es war lange her, seit er das letzte Mal mit einer Gruppe Erwachsener durch diesen Wald gewandert war, der für ihn ein Zauberwald war. Seit einigen Jahren gab er jede Woche Schulklassen aus der nahe gelegenen Grundschule eine Stunde Waldunterricht. Die Kinder hatten sich schnell eingelassen auf den Zauber des Waldes. Sie bestanden bei jedem Wetter auf ihrer „Magiestunde“.

Und einige hatten ihn gebeten, auch mal ihre Eltern durch den Wald zu führen, damit diese auch eine Beziehung zum Wald bekämen. Als er jetzt in die Gesichter der Gruppe sah, merkte er, was die Kinder gemeint hatten. Die meisten Eltern sahen ihn völlig verständnislos an. Manche wirkten sogar regelrecht verärgert.

„Was soll dieser Quatsch? Magie…, Sinne….“ fragte einer. „Lernen unsere Kinder bei Ihnen nichts Vernünftiges? Über den Ertrag des Holzes zum Beispiel? Also etwas, wo sie was von haben werden, im Leben?“

„Nun“, setzte er an.

„Apropos Sinne“ unterbrach ihn eine Mutter. „Ich habe uns etwas für den Geschmackssinn mitgebracht. Für jeden Geschmack. Herzhaft oder süß. Und auch Pralinen sind dabei – mit Geschmacksnoten von einheimischen Kräutern des Waldes.“

Alles scharte sich um das Essen. Und die Mutigen probierten sogar die Pralinen.

Sie zwinkerte ihm zu und sagte leise „Erwachsene lassen sich selten auf derselben Ebene erreichen wie Kinder. Sie sind lange nicht so offen.
Langsam heranführen – und bei Erwachsenen unbedingt den Bauch einbeziehen, sonst ernten Sie Widerstand… .“

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Wie üblich mit Dank an Christiane für ihre liebevolle Betreuung der Etüden, deren Regeln hier Schreibeinladung für die Textwochen 25.26.21 | Wortspende von Allerlei Gedanken | Irgendwas ist immer (wordpress.com) zu finden sind, und an Monika von Allerlei Gedanken für die Wortspende!

Veröffentlicht von lachmitmaren

Ich bin voller Lebensfreude. Manchmal albern, manchmal ernst. Gute Zuhörerin. Vielseitig interessiert. Ich bin kritisch und hinterfrage die Dinge. Bin Volljuristin, staatlich geprüfte Heilpraktikerin, zertifizierte Lachyoga-Leiterin - Und Rheumatikerin seit über 30 Jahren.

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21 Kommentare

  1. Liebe Maren, das hast du schön, in dieser Geschichte, verpackt. Ein kleiner Auszug aus den Vertretern der heutigen Gesellschaft, die sich schon jetzt, regional gut erkennbar, wandelt. Herzlich grüßt dich, Elli

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    1. Liebe Elli, dankeschön, das freut mich! 😃🙏 Ja, das mit dem Waldunterricht habe ich mir nicht ausgedacht. Die Geschichte entstand in meinem Kopf, nachdem ich ein Interview mit einer Schulleiterin gehört hatte. Und sie berichtete, dass die Kinder das richtig gut annehmen – und viele erst dadurch mit dem Wald in Berührung gekommen sind… .
      Herzliche Grüße
      Maren 💕💞💕

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  2. Dies geschieht auf mehreren Ebenen, und die Kinder nahmen mehr auf als die Erwachsenen. Das Wort „Magie“ verführt natürlich, und die „hohen Worte“ scheinen verführerisch zu sein, wie sich dann ja zeigt. Vielleicht sollte man die Geschichte doch noch einmal neu schreiben, aus einer anderen Perspektive? Dann fehlt allerdings wohl der „Pepp“.

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    1. Ich glaube schon, dass Kinder oft mehr aufnehmen, als Erwachsene, – und auf anderen Ebenen. Dass sie tatsächlich die „Magie“ der Natur häufig stärker wahrnehmen. Und man Kinder und Erwachsene insofern manchmal unterschiedlich ansprechen muss, weil die Wahrnehmung der Dinge eben oft auch unterschiedlich ist. Aber verallgemeinern kann man das sicher nicht. Das stimmt! 🌈

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  3. Das habe ich mich gerade heute auch gefragt. Ich stand/wanderte im/durch den Wald und überlegte plötzlich, ob die anderen Wanderer, die Mountainbiker die Magie (gutes Wort) des Waldes, der heute mal wieder alles gab, auch so empfanden wie ich. Vielleicht einige, das hoffe ich jedenfalls. 😇
    Eine kluge Mutter hast du da integriert. Klar, sie hat recht, aber bisschen erschreckt hat mich die Reaktion der Elterngruppe doch.
    Danke dir! 😁👍
    Sonntagnachmittagskaffeegrüße 😁🌞🌳🌲🌼☕🍰👍

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    1. Das freut mich, dass du das auch so empfindest mit dem Wald! 😇💞 Als Mountainbiker ist man vielleicht manchmal zu schnell, um die Umgebung so wahrnehmen zu können 🤔?
      Herzliche Abendgrüße! ☕🥮💕

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      1. Mit Sicherheit ist man als Mountainbiker hoch konzentriert, wenn man durch den Wald brettert 🤔. Aber eigentlich glaube ich, dass es eine Einstellungssache ist. Viele sind einfach nicht so drauf, und das beschreibst du ja eigentlich in der Etüde ganz gut 🤔😉
        Abendgrüße zurück 😁🌅🍷🥨🧀👍

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  4. Danke für die schöne Geschichte.
    Ja , genauso ist es. Ich glaube, viele Erwachsene sind in ihrer Welt gefangen.
    Wir gehen auch oft in den Wald, vor allem, wenn wir wieder mal einen klaren Kopf brauchen. LG und eine schöne Woche. Eli

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  5. Ich würde es sehr begrüßen, würden alle Schulen ein solches *Naturfach* einrichten, in dem die Kinder ihre nähere Umgebung ERSPÜREN können.
    Es ist toll, dass du das so machst!
    Liebe Grüße von mir zu dir.

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    1. Liebe Edith, ich fände es auch toll, wenn ein solches Fach ganz normal dazu gehören würde!
      Ich selbst bin allerdings keine Lehrerin, sondern habe in der Geschichte nur ein Interview „umgesetzt“, das ich im Fernsehen gesehen hatte mit der Schulleiterin einer staatlichen(?) Schule. Die allerdings das Glück hatte, dass ihre Schule ganz in der Nähe eines Waldes liegt, das ist natürlich nicht immer so gegeben. Ich fand diesen Ansatz mit dem Waldunterricht einfach schön, und so habe ich die „Etüde“ genutzt, um darüber zu berichten.
      Das mit den Eltern in meiner Geschichte bezog sich darauf, dass die Schulleiterin auch berichtet hatte, dass viele Kinder vorher noch gar keinen Kontakt mit Wald hatten. Und daraufhin hatte ich in die Geschichte die Überlegung eingebaut, wie es wohl wäre, wenn man den betreffenden Eltern auch so eine „Unterrichtsstunde“ anbieten würde – und wie so wohl reagieren würden … . Daraus entstand dann die Geschichte.
      Die Geschichte ist also fiktiv, beruht aber auf einem wahren Kern, zu dem ich aber wiederum persönlich nichts beigetragen habe!
      Herzliche Grüße an dich
      Maren

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      1. Ich finde das so toll, liebe Maren!!! Und
        weißt du, wenn der Wald ein wenig weiter weg wäre, es gibt Wiesen, Flure, Felder, die so viel zu bieten haben – Pflanzen und Tiere – . Manche Kinder sehen Tiere nur im Zoo, so etwas ist einfach krank!
        Danke für deine Antwort!!
        Herzlichst, Edith

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  6. Wundervoll hast du das liebe Maren in Worte gekleidet!
    Unsere beiden Enkelkinder sind übrigens in einer Grundschule, die eine „Draußenschule“ ist…
    Wir sind dankbar und sehr froh, dass sich diese Möglichkeit in ihrem Wohnort „ER-GEBEN“ hat… Die Kinder fühlen sich dort pudelwohl… Auch eine Schulkatze Namens „Stella“ – die alle Kinder dort sehr lieben – ist mit an Bord… Wen wundert es, die Katze Stella genießt die Anwesenheit der Kinder ebenso… 😺
    Herzliche Grüße
    Elke

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    1. Liebe Elke, ich freue mich, dass dir die Geschichte gefällt – und vor allem, dass deine Enkel so eine wunderbare Möglichkeit haben und Natur und Katze in der Schule erleben dürfen!!! Mögen solche schönen Ansätze „Schule machen “ 😃🌈
      Herzliche Grüße
      Maren 💕💞

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      1. Das hoffen und wünschen wir uns auch sehr, liebe Maren! 👍🌞🍀
        Der Anfang ist gemacht und das wird mit Sicherheit „Schule machen“ !
        Herzliche Grüße und einen schönen Abend…💞
        ich bin dann mal „w wie weg“ 🙋‍♀️
        Elke

        Gefällt 1 Person

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