Schuldner

Was ist das eigentlich, ein „Schuldner“? Jemand, die oder der mir etwas schuldet?

Ist dann meine Bank mein „Schuldner“? Weil ich ihr mit meinem Girokonto „mein“ Geld zur Verfügung stelle, leihe, damit sie damit arbeiten kann?

Ja, oder? Wenn ich jemandem etwas leihe, schuldet dieser mir zumindest die Rückgabe.

Schuldet er mir außerdem eine Vergütung für die Möglichkeit, die ich ihm biete, mit meinem Geld für sich zusätzliches Geld zu erwirtschaften?
Früher hieß es: „Ja, mein Schuldner „schuldet“ mir Zins und Zinseszins.“

Heutzutage sagt die Bank:
„Nein, DU schuldest mir eine Vergütung, weil ich so nett bin, das Geld für dich zu verwahren!
Und ich schulde dir auch keineswegs die Rückgabe des damaligen Wertes dessen, was du mir vor Jahren zur Verwahrung überlassen hast. Der Wert dessen, was du mir zur Verwahrung überlassen hast, schrumpft Jahr für Jahr, -inzwischen massiv… . Zurück bekommst du von mir allenfalls, was dein Geld jeweils heute „wert“ ist.

Sollte dein Girokonto allerdings leer sein – und du aus irgendwelchen Gründen zusätzliches Geld brauchen, dann „leihen“ wir dir das gerne.
WIR verlangen allerdings selbstverständlich Zinsen für diese Dienstleistung.“

Hm. Wird die Bank mit dieser Doppelmoral eigentlich vom „Schuldner“ zum „Schuldiger“?

Natürlich erbringt eine Bank mit der Verwaltung eines Girokontos eine Dienstleistung. Und Dienstleistungen sollten bezahlt werden in unserem Wirtschaftssystem.

Vielleicht wäre es besser, NUR diese Dienstleistung zu bezahlen – und die Institution „Bank“ an sich deutlich abzuspecken?

Sprich, das gesamte „Investmentbanking“ besenrein auszukehren? Alle Wucherungen zu entfernen?
Warum werden Geld“produkte“ erschaffen, die den Eindruck erwecken, dass es den Investmentbänkern vor allem darauf ankommt, sich mit ihren „Geld-Spielchen“ eine Mitgliedschaft in einem exquisiten Yachtclub leisten zu können?

Warum werden normalen Kunden überhaupt keine „Dienstleistungen“ im Wortsinne erbracht?!

Wem DIENEN die großen Bankhäuser eigentlich?
Dem normalen Kunden, der normalen Kundin jedenfalls nicht… . Oder?

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Ein Beitrag zu den von Christiane betreuten abc-Etüden, für die die aktuelle Schreibeinladung hier https://365tageasatzaday.wordpress.com/2022/06/05/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-23-24-22-wortspende-von-annuschkas-northern-star/ zu finden ist.

Veröffentlicht von lachmitmaren

Ich bin voller Lebensfreude. Manchmal albern, manchmal ernst. Gute Zuhörerin. Vielseitig interessiert. Ich bin kritisch und hinterfrage die Dinge. Bin Volljuristin, staatlich geprüfte Heilpraktikerin, zertifizierte Lachyoga-Leiterin - Und Rheumatikerin seit über 30 Jahren.

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20 Kommentare

      1. Diese wahre Verzweiflung ist mir nicht fremd! Doch für mich heißt es
        trotzdem: nur ja nicht aufgeben…

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      2. Danke dir!!! 🙏 Diesen Zuspruch kann ich momentan sehr gut brauchen! 💕💖 Und ich bin glücklich, dass es noch mehr Menschen gibt, die nicht bereit sind, alles einfach nur hinzunehmen (wobei mir im vorliegenden Fall diese Option auch gar nicht bleibt …), sondern immer wieder darauf hinweisen, dass in diesem Sektor so einiges „aus dem Ruder gelaufen“ ist.

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  1. Der Kunde ist nur so lange König, wie er Geld hat, das man von ihm bekommen kann. Danach wird es auf jeden Fall unerfreulicher.
    Maren, das ist eines der Themen, die ich öffentlich nicht diskutieren diskutieren mag, sorry.
    Ich danke dir für die Etüde und freue mich, dass du deine Gedanken in Etüdenform bringst. 👍
    Mittagskaffeegrüße ⛅🌳☕🍪🌼👍

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    1. Tatsächlich ist der Kunde nicht einmal dann König. Absolut nicht. Denn das Geld des Kunden haben sie ja bereits, wenn es auf dem Konto bei ihnen liegt … . Aber, auch wenn du das Thema nicht diskutieren möchtest: Findest du es wirklich normal, wenn eine Bank zu so einem Koloss geworden ist, dass jemand wie ich jetzt seit zwei Wochen tagtäglich und mit zunehmender Verzweiflung versucht, dort einfach nur einen AnsprechPARTNER zu bekommen, dem es irgendwie wichtig wäre, mir bei einem (im Grunde technischen) Problem wirklich zu helfen? Der genau das als seine Aufgabe und seinen Beruf sieht, seiner Kundin weiter zu helfen?! So, dass sie eine zufriedene Kundin bleibt (oder wird)?

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      1. Nein, finde ich nicht. Ich habe bei meiner Bank eine Telefonnummer für derartige Fälle, und auch, wenn ich dort in eine Warteschlange gerate, bekomme ich dann Auskunft, und die ist in der Regel hilfreich. Von daher verstehe ich deine Empörung vollkommen, und genau damit werben doch immer alle, dass sie so kundenfreundlich seien … 😠

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  2. Auf jeden Fall hast du ein wichtiges gesellschaftliches Thema angerissen. Auch wenn ich das bisher aus eigener Perspektive nicht kenne, sondern hier vor Ort immer noch vernünftig betreut werde.
    Als Wortspenderin bin ich jedenfalls ganz fasziniert davon, was man mit einem Yachtclub so alles veranstalten kann, ich hatte schon die Befürchtung, es könnte zu eng gefasst sein.
    Viele Grüße und noch mehr Geduld (kannst du in der Situation sicher gebrauchen)
    Anja/Annuschka

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  3. Der Staat ist doch der grosse Stützer. Wie sonst erklärst Du, dass in der Bankenkrise eben diese NICHT nach der These „Der MARKT wird es schon richten“ behandelt wurden, sprich sie hat pleite gehen lassen? Obwohl die EZB die Sparer betrogen hat, scheinen es immer noch nicht alle gemerkt haben: die können doch gerade machen, was sie wollen!

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  4. Danke, Maren, für die Thematisierung, denn tatsächlich ist ungeheuerlich, was uns zugemutet wird. Alle Bürger sind faktisch gezwungen, ihre Renten und Gehälter über Banken abzuwickeln. Aber Banken im alten Sinne gibt es gar nicht mehr, Sie wurden 1999 unter Clinton faktisch abgeschafft
    „Bill Clinton revolutioniert die US-Bankenwelt“ (12.12.1999 | Euro am Sonntag Archivbericht | Ausgabe 50/99). Ein paar Jahre später folgte die sog. „Bankenkrise“, die durch den Derivatenhandel ausgelöst wurde und unzählige Sparer und Hausbesitzer faktisch enteignete, dazu auch ganze Länder (zB Griechenland) den Gläubigern zum Fraß vorwarf. Eine zaghafte Reform durch Obama scheiterte im Ansatz. Seither ist die Welt den Bankern ausgeliefert. Deine und meine und unsere Ersparnisse interessieren sie nicht, sie möchten sie am liebsten in den Strudel ihrer spekulativen Aktienfonds und anderer Anlageformen hineinziehen, um sie beim nächsten Crash zum Verschwinden zu bringen. Die Negativzinsen sind noch das geringste Übel.
    Dennoch hoffe ich natürlich, dass du für dein Problem eine Lösung findest und dass wir nicht bald alle ohne unsere Ersparnisse dastehen. . Liebe Grüße!

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    1. Danke, liebe Gerda! Ich freue mich über deinen Zuspruch zu meiner Bankenkritik!!! Deine Ergänzung finde ich wichtig! Denn nach meinem Eindruck interessieren sich bisher viel zu wenig Menschen für dieses Thema, obwohl es ja alle betrifft! Ich verstehe nicht wirklich, warum die meisten Menschen von dem Thema lieber gar nichts wissen wollen – oder in ihrer Kritik an diesem System allenfalls sehr zurückhaltend sind. 😥

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      1. Vielleicht, weil es großen Mut braucht, die eigene Bodenlosigkeit im Ökonomischen zu erkennen – insbesondere für Menschen, denen Sicherheit über alles geht. Es rührt an schreckliche Traumata, wenn man auch nur versucht, darüber nachzudenken, dass das Sparguthaben, dass das Alter sichern soll, sich jederzeit in Luft auflösen kann (und vermutlich auch wird). Was dann? Nein! besser nicht denken, Kopf in den Sand.. .

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      2. Ja, und Mut an sogenannte Tabus und an Traumata zu rühren, ist leider nicht weit verbreitet. Aber wie sollen Traumata geheilt werden können, wenn fast alle einfach nur den Kopf in den Sand stecken und versuchen, alles auszublenden, was ihnen nicht passt, weil es unangenehm ist / werden könnte? 🤔

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