
Ich bin ein lebendiges Wesen. Lebendiges kann man nur sehr bedingt kategorisieren, ohne damit die freie Entfaltung zu behindern. Daher gilt das, was ich hier schreibe, für MICH. Und zwar in diesem Moment, wo ich es schreibe.
Es gibt keine „Standardeinstellung“ des Wesens Frau. Und auch bei mir als Individuum gibt es keine „Standardeinstellung“, nach der ich so und so (und immer gleich) „funktioniere“, wenn man(n) dies oder jenes tut oder sagt.
„Funktionieren“ ist für das, was mir vorschwebt, ohnehin sicher nicht der richtige Ansatz… .
Was also ist mein Geschmack, wenn es um „Liebesgeflüster“ geht?
Mein Körper liebt es, liebkost zu werden. Mit Blicken und mit Worten.
Liebkost.
Das meint nicht etwa, „mit Blicken ausgezogen zu werden“, oder mehr oder weniger auswendig gelernte Komplimente zu bekommen.
Liebkost: Das bedeutet für mich, angeschaut, ehrfürchtig bestaunt, mit Blicken (und liebevollen Worten) entdeckt zu werden.
Etwa so, wie Naturliebhaber die Schönheit einer kostbaren Blume bestaunen.
Niemand würde auf den Gedanken kommen, einer kostbaren Blume etwas „Schmutziges“ zu sagen – und zu denken, diese würde sich darüber freuen… . An körperlicher Liebe ist nichts „schmutzig“ und an mir als Frau auch nicht. Warum sollte mein Körper sich also freuen, wenn man ihm etwas „Schmutziges“ sagt?
MEIN Körper freut sich darüber nicht.
Über zärtliche Liebkosungen, die ihm zeigen, wie wertvoll und wunderschön er ist, hingegen schon.
Denn meine einzelnen Körperzellen sind im Grunde „auch nur Menschen“. Sie verschließen sich bei Kritik, verhärten und / oder „entzünden“ sich bei ständiger Kritik – und öffnen sich bei liebevoller Zuwendung.
Meist erstmal vorsichtig… . Denn wie viele Körperzellen einer Frau sind schon liebevolle Zuwendung gewohnt? Und wie viele stattdessen permanente Kritik und Abwertung?
Das gilt wohl ganz besonders für die weiblichen Brüste.
Wie kein anderes Körperteil sind sie zum „Symbol für Weiblichkeit“ stilisiert worden.
Und dann hat man behauptet, es gebe ein „Idealbild“, wie die Brüste, die Frau (und damit die Weiblichkeit) auszusehen hätten, um „schön“ zu sein.
Da jede Frau nun einmal verschieden ist – und auch jede weibliche Brust -, ist völlig klar, dass nur wenige Frauen ein solches „Idealbild“ von Natur aus würden erreichen können. Zudem wurde das „Idealbild“ selbstverständlich so ausgestaltet, dass es normalerweise ohnehin nur von jungen Frauen zwischen etwa 16 und 24 Jahren abgebildet werden würde.
Dieses „Idealbild“ wurde dann in die Köpfe von Männern und Frauen „gepflanzt“:
Es war in etwa so, als würden beim Friseur lauter Zeitschriften herumliegen, die eine Kunstblume präsentieren, die angeblich die „idealen“ Maße habe. Alle anderen Blumen seien minderwertig, man könne höchstens versuchen, sie „zurechtzuschneiden“, damit sie auf die „Idealmaße“ der Kunstblume gebracht würden. Dann könne man vor seinen Nachbarn angeben, weil man „wisse“, was „Schönheit“ sei.
Variationen dieser Kunstblume liefen in jedem Fernsehsender, Kinofilm etc. und bereits die kleinen Mädchen bekämen diese Kunstblume mit viel süß anzuschauendem Zubehör geschenkt, damit sie bereits ganz jung erführen, was „Schönheit“, was „Weiblichkeit“ sei.
Pubertierenden Männern präsentierte man besonders üppige Formen dieser Kunstblume in Stellungen, Posen und Aktionen, die diese erregend finden – und verknüpfte so im männlichen Gehirn die Kunstblumenmaße mit der Vorstellung von sexueller Erregung.
Und mit der Vorstellung, dass „Weiblichkeit“ bedeute, ihm genau diese Erregung zu verschaffen.
Wenn die Brüste – und / oder das sonstige Aussehen – der eigenen Freundin / Frau also nicht diesem „Idealmaß“ entsprächen, habe die Frau in „ihrer Aufgabe“, in ihrer Weiblichkeit „versagt“. (Und er vor seinen Kumpels … 😉)
Auch viele Frauen haben dieses Gefühl, in „ihrer Aufgabe“, in ihrer Weiblichkeit versagt zu haben, wenn ihre Brüste – oder ihr sonstiges Aussehen – nicht diesem „Idealmaß“ (bzw. den von ihnen angenommenen Wünschen der Männer) entsprechen.
Sie lassen sich messen, messen sich mit anderen, treten in Konkurrenz gegeneinander (Konkurrenz worum eigentlich 🤔?), sind mit ihren Brüsten – oder auch sonstigem Aussehen – furchtbar unzufrieden, lassen möglicherweise sogar an sich herumschneiden, Plastik einsetzen o.ä., machen ständig Diäten oder quälen sich mit sportlichen Aktionen, die ihnen keinen Spaß machen.
Ich finde es wenig erstaunlich, dass Brustkrebs so eine weit verbreitete Erkrankung ist. Wenn man bedenkt, wie wenig Wertschätzung der natürlichen weiblichen Brust entgegen gebracht wird als Körperteil. Wie oft die Brust als „Weiblichkeit an sich“ fehlgedeutet wird. Und wie sehr damit der Frau an sich eine Minderwertigkeit unterstellt wird, wenn sie die alberne Vorstellung von „Idealmaßen“ nicht erfüllt.
Die Brüste scheinen mir – vielleicht wegen ihrer Nähe zum Herzen – ganz besonders empfindsame Körperteile zu sein.
So wie sie auf Kritik und Herabsetzung stärker zu reagieren scheinen, als andere Teile meines Körpers, reagieren sie aber zum Glück auch stärker auf (meine) Liebkosungen.
Liebkosungen mit Gedanken, Worten und liebevollen Blicken (im Spiegel). Es kann durchaus sein, dass sich die kleinen Türmchen im Mittelpunkt (wie kann man auf die absurde Idee kommen, diese „Warzen“ zu nennen …?!) unter solch liebevoller Aufmerksamkeit und Zuwendung erfreut aufrichten.
Und unter meiner Kleidung stolz ihre Schönheit zeigen.
Wie ihre Trägerin lieben sie Freiheit. 😊 – Und sehen keinen Grund, warum sie sich verstecken sollten. Es gibt nichts, wofür sie sich „schämen“ müssten.
ganz toll Maren! So sehe ich das auch. BHs sind sicher von einem Mann erfunden worden. Weil dann die Brüste „schöner“ aussehen und man die schrecklichen „Warzen“ nicht sieht. Schlimm, dass es verpönt ist, den Brüsten die Freiheit zugänglich zu machen. Hinter Schalen werden sie versteckt. Ich kenne sehr viele Frauen, die die Dinger nur tragen, damit man(n) die Türmchen nicht sieht. Den Zusammenhang von Brustkrebs und Brüsten habe ich noch gar nicht gesehen. eine interessante Betrachtung.
Liebe Grüße und ein wunderschönes Wochenende 🙂
Freiheit für die Brüste!!
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Was für ein wohltuender Kommentar 💖💖, danke dir liebe Monika!!! Ich freue mich, dass du auch eine Freiheits-Verfechterin bist! Ob da wohl ein Zusammenhang besteht mit Freiheitsliebe im allgemeinen… 😊?
Ganz herzlichen Gruß und ein hoffentlich – trotz der von dir in deinem Blog angedeuteten nicht ganz so schönen Dinge – wunderschönes Wochenende
Maren
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danke liebe Maren! ich freu mich, wenn du dich freust. alles Liebe für dich.
Ja, mir gehts grad nicht so gut. aber wird schon. ein Schritt nach dem anderen.
♥♥♥
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„Liebkosen“…Die Blütenknospen entwickeln sich unter den Liebkosungen des „Himmels“ zu Blüten, öffnen sich, wenn Sonnenstrahlen sie streicheln und wârmen. Und während sie dem „Himmel“ dafür dankbar geöffnet sind, machen sich schon Bienen und Hummeln und Schmetterlinge auf den Weg. Alles hat seine Zeit. Diese „Hoch-Zeit“ ist ein Höhepunkt für die Natur, ein Feiertag.
Wir Menschen haben viel mehr Zeit dafür, und wir sollten ihren Sinn, ihre Schönheit und ihre Entwicklungsmöglichkeiten, hren eigentlich höheren Sinn entdecken.
Dies „Liebesgeflüster“ wird weniger, wenn erst Kinder da sind, die unsere volle Aufmerksamkeit verlangen.
Ach, was sage ich da Neues?
Aber „Liebkosungen“ sind ein Zauberwort, das die Seele zuerst berührt, und nach und nach ist auch der Körper bereit für den Liebhaber. Liebhaben, ja das scheint ein Wort zu sein, das in Vergessenheit gerät. Es ist schön, wenn wir uns an diese sanfte Art wieder erinnern.
Und doch schützt sich die Rose durch Dornen. So einfach benutzen läßt sich keine, und Zudringlinge wehrt sie ab.
Eine sanfte Stimme, Worte, Musik… und alles Edle und Hohe öffnen die Seele und wehren Schädlinge ab.
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Dankeschön für diese Ergänzung, die das auch mir so wichtige Zarte noch einmal hervorhebt. Das Zarte, das leider immer noch manche Wesen auszunutzen oder zu missbrauchen versuchen, indem sie gerade dem Zarten gegenüber zudringlich (oder verletzend) werden. Ich würde es sehr begrüßen, wenn es keiner Dornen (mehr) bedürfte, um dieses Zarte zu schützen!!! 🌹💝
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Ja, es sollte eig. der Dornen nicht bedürfen, um das Zarte zu schützen. Männliche Zudringlichkeit ist sehr verletzend und macht es nötig, dauend „Dornen“ der Abwehr zu entwickeln.
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Die Gesellschaft ist leider in puncto Wahrnehmung und der Brüste rückschrittlich. Mein erstes Kind konnte ich Anfang der 90er auf der Parkbank stillen, ohne dass jemand seltsam schaute, im Gegenteil, da war viel Lächeln. Als mein zweites Ende der 90er geboren wurde, gab es schon eine Wiederkehr der sexualisierenden Prüderie und als Skandal in der Zeitung, dass man eine Frau ihr Baby nicht einmal in einer Umkleidekabine stillen lassen wollte – eine Frau (!) wollte sie hinauswerfen.
Im Übrigen besteht tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Stillen und Brustkrebsprävention, hat mir meine Frauenärztin erst kürzlich wieder bestätigt. Mit ihr hatte ich auch ein Gespräch über die Vielfalt der realen weiblichen und nicht minder zarten Körperblume, die, wie die Vielfalt der Brüste, ebenfalls so gross ist wie ein botanischer Blumengarten und in den letzten Jahren ebenso dem Schönheitsdruck unterworfen wurde, gleichmacherisch idealisierende OPs inklusive.
Wie viele Jahre braucht eine Frau, um sich endlich von diesen unterdrückenden Vorschriften zu befreien, die keinem anderen Ziel dienen, als jeder Frau damit das Gefühl zu geben, so wie sie ist, nicht genügen zu können – niemals, denn irgendwas ist ja immer „verkehrt“. Das ist subtile Frauenfeindlichkeit als soziale Waffe im Wettbewerb, leider unter Frauen nicht minder.
Dass Schmutziges als Trigger bei so vielen funktioniert, ist für mich mit das Schlimmste was man Menschen anerziehen konnte, denn damit hat man ihnen Geist und Seele dauerhaft vergiftet: Es braucht die ganze Erkenntnisfähigkeit und Willenskraft der Persönlichkeit, um der Anwendung solcher Schlüssel einen wirksamen Riegel aus Ärger und Zorn vorschieben zu können.
Andererseits genügt eine menschliche Begegnung, die einem sagt: so ist es wundervoll, um aufzuzeigen, wie es anders sein sollte. Schade, dass es dafür ein Gegenüber braucht, denn nicht jeder hat das Glück, beizeiten einen solchen Menschen zu treffen, dessen Glaubwürdigkeit ausser Zweifel steht.
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Ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar, über den ich mich sehr sehr freue …! Zu spüren, wie viel Gleichklang da in unserer Wahrnehmung ist, tut gut. Sehr interessant auch, deine ergänzenden Informationen und auch die von deiner Frauenärztin. Am Liebsten würde ich all die Worte in deinem Kommentar noch einmal dick unterstreichen, so wichtig finde ich sie!!!! 💖
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Vielen Dank, Maren. Mich freut es sehr.
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