„Wow, was für eine Ausstrahlung! So megaliebevoll!!! Wer bist denn du???“
„Ich BIN die Liebe.“
„Du bist DIE Liebe?! Ich habe mir deine Figur ganz anders vorgestellt. Nicht sooo dünn, und so richtig gesund sieht dein Körper auch nicht aus.“
„Das liegt an den Vorstellungen, die ihr in eurer Kultur über mich „kultiviert“ habt: Körperlos solle ich sein. Und selbstlos.
Ihr liebt weder eure Körper noch euer Selbst.
Und euren „Nächsten“ wollt ihr lieben, wie euch selbst?!
Erinnerst du dich an diese Geschichte vom „verlorenen Sohn“ aus der Bibel? Wo der eine Sohn ununterbrochen selbstlos für seinen Vater gearbeitet hat, während der andere sein Erbteil „verprasst“ hat – dann irgendwann zurückkehrt, und von seinem Vater für diese Rückkehr großzügig belohnt wird?
Ist dir nicht Ähnliches auch schon passiert, wenn du „selbstlos“ gehandelt hast? Dass das nicht nur nicht wertgeschätzt, sondern stattdessen auch noch auf dir herumgetrampelt wurde? Dass dir ins Gesicht gelacht wurde mit den Worten: „Wenn du dir sowas gefallen lässt, hast du es nicht besser verdient?““
„Was können Selbstlose dann tun? Um Gerechtigkeit flehen? Wütend werden? Ihr Herz unter einem Schildkrötenpanzer zu schützen versuchen? Nur noch vorsichtig mit dem Kopf herausluken?“
„Warum wollt ihr unbedingt selbstlos sein?
Glaub mir, mein wahres Wesen ist weder körperlos noch selbstlos.
Freude, Genuss, Wohlbefinden, Ekstase und Sinnlichkeit gehören genauso zu meinem Wesen wie Mitgefühl. Was haltet ihr davon, mein ganzes Wesen zu leben, so dass ich wieder schön und kraftvoll werde?“
„Heißt das etwa, der „verlorene Sohn“ hatte mehr von deinem wahren Wesen verstanden, als der andere?!“
Der Wecker klingelte.
Ein Beitrag zu den abc-Etüden, für die die aktuelle Schreibeinladung hier https://365tageasatzaday.wordpress.com/2022/10/30/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-44-45-22-wortspende-von-fundevogelnest/ zu finden ist.