Märchenhaft
Den ganzen Tag waren die Geschwister hungrig durch den Wald gelaufen. Außer ein paar Beeren hatten sie nichts zum Essen gefunden. Es war dunkel im Wald und kalt. Sie hatten sich völlig verlaufen, und ihre Angst, im Wald verhungern zu müssen, nahm mit jedem Schritt zu. Doch plötzlich nahmen sie zwischen den Bäumen einen Lichtschein war. Mit neuer Kraft liefen sie darauf zu und gelangten so zu einem kleinen windschiefen Häuschen, dessen Nachtlicht einladend die Eingangstür beleuchtete. Das Haus schien einen verführerisch lieblichen Duft zu verströmen nach frisch gebackenen Lebkuchen und anderen Leckereien. Die Tür war unverschlossen und die Kinder traten ein.
In der Stube stand eine alte Frau, die die Kinder erfreut ansah. „Ihr seht hungrig aus. Bedient euch! Ich habe genug gebacken und teile gerne mit euch.“ Nachdem die Kinder ihren Hunger gestillt hatten, bereitete die Frau ihnen zufrieden lächelnd eine Bettstatt zu.
Am nächsten Morgen erklärte sie ihnen den Weg zurück ins Dorf. Da die Kinder ihr erzählt hatten, dass im ganzen Dorf großer Hunger herrschte, gab sie ihnen noch Taschen voller Lebkuchen für die Dorfbewohner mit.
Doch manch Menschen sind ein neidisches gieriges Völkchen. Und so ließen die Dorfbewohner sich von den Kindern den Weg zu dem Häuschen zeigen. Dort nahmen sie der alten Frau gewaltsam alle Lebkuchen und auch all ihren sonstigen Besitz weg – verdrehten die Tatsachen, erfanden das Märchen „Hänsel und Grethel“ und machten die liebenswerte alte Kräuterfrau im Wald zur „bösen Hexe“.
Und wenn sie nicht gestorben sind, so erzählen sie noch heute das ein oder andere Märchen … .
Dank für die Schreibeinladung an Christiane (https://wordpress.com/read/feeds/23737740/posts/2997503448) und für die Wortspende an Kain Schreiber!