Kleine Kügelchen und große doppelt blinde Studien

Künstlerin: Dörte Müller

Es ist aus meiner Sicht auffällig, dass Menschen, die starke „Impfgläubige“ sind (vgl. hierzu meinen Beitrag „Ein kleiner Pieks …“), meist gleichzeitig als vehemente Gegner/innen der Homöopathie auftreten.

Das ist allerdings auch nicht besonders verwunderlich, denn es handelt sich um Menschen, die einer dualistischen materialistischen Weltsicht folgen, wie es vor nicht allzu langer Zeit als „wissenschaftlich“ galt. Inzwischen gibt es in der Physik vielfache Theorien zu neuen Weltbildern, die allerdings noch nicht gesichert sind. Nur eines scheint ziemlich eindeutig: Das materialistische Weltbild, das die letzten Jahrhunderte bei uns vorherrschte, stimmt so nicht. Gerade weil sich das immer deutlicher zeigt, scheinen die Anhänger dieser alten Sicht jedoch immer härtere Bandagen anzuziehen. Immer häufiger stellt sich jemand in den Medien hin, bezeichnet Homöopathie als „nachgewiesenermaßen unwissenschaftlich“ oder gar als „Abzocke“ und die Anhänger/innen dieser Methode als naiv.

Die Begründungen dieser Kritiker/innen möchte ich mir im Folgenden mal etwas genauer anschauen:

Für Menschen mit einer materialistischen Weltsicht sind „randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudien“ DER Goldstandard in der Medizin.

Diese Weltsicht geht davon aus, dass Menschen „in der Standardeinstellung“ alle gleichartig funktionieren. Dass die verschiedenen körperlichen „Bauteile“ gegeneinander abgegrenzt und abgrenzbar sind, man also wie bei einer Maschine defekte Teile nur austauschen brauche oder auf chemische Weise wieder in Gang setzen könne.

Diese Weltsicht sieht Menschen als Objekte. Sie interessiert sich nicht für die Ursachen einer Erkrankung, sondern sieht den Zweck der Medizin im Wesentlichen darin, störende Symptome zu beseitigen. Anders können Doppelblindstudien nicht funktionieren, denn Ursachen sind sehr individuell und können sehr unterschiedlich sein. Nur Symptome sind vergleichbar. Da Doppelblindstudien ausreichend große Vergleichsgruppen voraussetzen, kann es nur um Symptome gehen.

Diese Weltsicht blendet das Bewusstsein des Menschen aus, da sie es als zu vernachlässigen ansieht. Der Placebo-Effekt, also die Heilung allein über das Bewusstsein, wird zu etwas Minderwertigem, potentiell eher Störendem in dieser Weltsicht. Denn in dieser Weltsicht kann nur heilen, was einen (nachweisbaren) Wirkstoff besitzt.

Bereits hier zeigt sich: Etwas an dieser Weltsicht kann nicht stimmen, denn der Placebo-Effekt existiert nun einmal. Es gibt keinen einzigen (biochemischen) Wirkstoff auf dieser Welt, auf den mehr Heilungen oder Linderungen zurück geführt werden könnten, als auf den Placebo-Effekt. Der Placebo-Effekt ist mit sehr sehr weitem Abstand das mächtigste „Heilmittel“ dieser Welt, im Grunde sogar das Einzige, denn auch das tollste Medikament wird nicht wirklich helfen, wenn jemand absolut überzeugt ist, dass er an einer Krankheit sterben wird. Dazu ist der Placebo-Effekt auch noch das kostengünstigste Heilmittel der Welt.

Man könnte denken, das wäre ein Grund dafür, in der Medizin in allererster Linie auf dieses Heilmittel zu setzen: Das Mächtigste und das kostengünstigste der Welt. Für jeden Gesundheitspolitiker müsste das doch der absolute Jackpot sein.

Aber nein!

Ganz im Gegenteil scheinen diese Tatsachen irgendwie zu stören. Deshalb wird der Placebo-Effekt gerne mit dem Wort „nur“ versehen. Das war „nur“ der Placebo-Effekt, wenn bei einer „nicht anerkannten“ Therapie Heilerfolge sichtbar sind. Viele Menschen denken, der Placebo-Effekt sei etwas Minderwertiges, etwas für leicht zu beeindruckende Naivlinge, die auf ein Scheinmedikament „hereinfallen“ – und wollen selbstverständlich für sich das Medikament mit dem „echten Wirkstoff“. (Es erinnert mich ein wenig an „Markenware“, die ihren vermeintlich höheren Wert durch Marketing erhalten hat – und nur deshalb begehrter ist. Für den „echten Wirkstoff“ gibt es eben eindeutig mehr Marketing, als für das Placebo …)

Tja. Ich persönlich habe eine andere Weltsicht. Für mich sind Menschen mit einem Bewusstsein ausgestattete Subjekte und keine Objekte. Das Bewusstsein spielt in meiner Weltsicht sogar die Hauptrolle. Heilung geschieht für mich über das Bewusstsein. Ich möchte keine Symptomunterdrückung, sondern Heilung von einer Erkrankung. Dafür muss ich mich auf die Ursachensuche begeben, die sehr individuell ist. Mein Körper besteht für mich auch nicht in erster Linie aus voneinander abgrenzbaren „Bauteilen“, sondern ist gemeinsam mit meinem Bewusstsein ein Gesamtsystem. Ein Gesamtkunstwerk, in dem alles mit allem verbunden ist.

Doppelblindstudien sind für meine Weltsicht keineswegs „Goldstandard“, sondern ein für medizinische Zwecke eher ungeeignetes Instrument, das nur in bestimmten Fällen ein interessantes Hilfsmittel darstellt. Ein Hilfsmittel. Mehr nicht. „Goldstandard“ ist für mich die Heilung. Was sonst?

Und damit komme ich zu den „kleinen Kügelchen“ (oder Tropfen): Die Homöopathie ist in meiner Weltsicht insofern eine der fortschrittlichsten Heilmethoden, weil ihr Begründer Hahnemann bereits damals intuitiv geahnt zu haben scheint, dass unser Universum (und damit auch wir) auf Information beruht. Das ist eine Hypothese, die die moderne Physik mehr und mehr zu bestätigen scheint und kann daher aus meiner Sicht als äußerst moderner Ansatz gelten.

Es geht in der Homöopathie nicht darum, ob ein biochemischer Wirkstoff in einem Kügelchen nachweisbar ist, sondern um die (physikalische) Information, die dieses Kügelchen meinem erkrankten System möglicherweise gibt.

„Wissenschaftliche Studien“, die behaupten, Homöopathie könne deshalb nicht wirken, WEIL sie keinen biochemisch nachweisbaren Wirkstoff enthält, unterliegen einem klassischen Zirkelschluss: Wenn ich überzeugt bin, dass nur helfen könne, was einen „Wirkstoff“ enthält, MUSS ich zwangsläufig zu dem Ergebnis kommen, dass etwas, das keinen Wirkstoff enthält, auch nicht hilft. Eine solche „Studie“ sagt etwas über die Weltsicht der Studienleitung, aber nichts über die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit der Homöopathie. Sie „schafft“ nicht etwa „Wissen“, sondern stützt sich auf vorgefasste einseitige Meinungen und ist damit im Grunde wertlos.

Homöopathie ist, wenn man sie kunstgerecht ausführt, nicht symptomorientiert, sondern versucht, die Ursachen der Erkrankung zu ergründen und dann darauf aufbauend einen Heilimpuls zu setzen. Eine solche vollkommen individuelle Heilkunst ist Doppelblindstudien nicht zugänglich. Das gilt auch für viele Bereiche der TCM oder des Ayurveda. Diese Heilkünste sind zutiefst individuell. Sie schauen sich den gesamten Menschen inklusive seiner Umwelt, seiner Gewohnheiten, seiner Ernährung etc. an, bevor sie eine Intervention vornehmen. Eine gleiche Behandlungen nur wegen der vordergründigen Gleichartigkeit des Symptoms ohne näheres Ansehen der Person wäre in all diesen Systemen ein grober ärztlicher Fehler. Echte Heilung ist ein sehr subjektiver Vorgang. Diesen „objektiv“ messen zu wollen, aus meiner Sicht eine Sackgasse, die einem vieles verbauen kann. Und die Menschen letztlich entmenschlicht, weil sie sie zu Objekten degradiert.

Gute Homöopathie ist schwierig. Man braucht für die Anamnese sehr gute Menschenkenntnis (auch von sich selbst) und psychologisches Geschick. Und ich würde mich auch nicht dafür verbürgen, dass die vielfach sichtbaren Erfolge der Homöopathie zwingend über den Placebo-Effekt hinausgehen. Aber: Selbst wenn die Homöopathie „nur“ ein Mittel wäre, das den Placebo-Effekt wirksam werden lässt – ohne jegliche schädliche Wirkung und mit geringen Kosten: Was könnte es Besseres geben?

Und was könnte es für einen Grund geben, Homöopathie zu bekämpfen von Seiten einiger Gesundheitspolitiker und verstärkt auch von Seiten der Medien???!

Ja, ich weiß: Wir haben das Bezahlsystem in unserem Gesundheitswesen auf Doppelblindstudien aufgebaut, es wirkte so schön objektiv und gerecht. Aber vielleicht lag genau hier ein Denkfehler? Vielleicht wäre es viel gerechter, heilungsfördernder und gesünder, z.B. menschliche Zuwendung besser zu bezahlen, statt doppelblind getesteter Medikamente???! Vielleicht sollten wir unser gesamtes Bezahlsystem im Gesundheitswesen einmal auf den Prüfstand stellen?

Und dann könnte man als Gesundheitspolitiker vielleicht auch einem „Siegeszug“ kleiner Zucker-Kügelchen ganz entspannt entgegen sehen … .