
Ein sehr politischer Beitrag. Wie bei mir üblich in etwas anderer Art, als die meisten Leser*innen es gewohnt sind …
Ursprünglich waren es mal gute Ideen: Finanzsystem. Medizinsystem.
Dass Handel einst durch die Erfindung von Geld sehr deutlich erleichtert worden ist, war eine Intelligenzleistung, bei der damals Menschen offenbar weit über das zu der Zeit bestehende (Tausch-)System hinauszudenken vermocht hatten.
Und dass Menschen versuchen, anderen Menschen mit Medikamenten und / oder auf anderen Wegen deren Leid zu verringern, finde ich ohnehin gut und sinnvoll. Und auch hier haben immer wieder Menschen zugunsten Aller weit über bestehende Systeme hinausgedacht.
Leider sind gerade diese beiden in unserer heutigen Welt sehr bedeutsam gewordenen Systeme aber auch besonders anfällig für Versuchungen und Verführungen, die Menschen gar nicht gut tun:
Wenn das Geld Anhäufen zum Selbstzweck verkommt. Als Mittel angesehen wird, um Macht über andere zu erlangen, um „anzugeben“ (sich also damit vermeintlich „Ruhm“ und „Ansehen“ zu verschaffen); oder die Geld-Anhäufung aus einem übersteigerten Sicherheitsbedürfnis heraus zur Sucht wird.
Wenn es als Spiel angesehen wird, möglichst hohe Rendite, Spekulationsgewinne, Boni etc. für sich selbst herauszuschlagen.
Wenn Mediziner*innen nicht mehr ausschließlich das Wohl der Patient*innen im Sinn haben, sondern der Beruf zum Selbstzweck verkommen ist. Als Mittel angesehen wird, um „Ruhm“, „Ansehen“ und Geld anzuhäufen. Wenn es den Mediziner*innen wichtiger geworden ist, „professionelle Distanz zu den Patient*innen zu wahren“, als Leid zu lindern.
Wenn sie womöglich das Gefühl genießen, Macht über die Patient*innen zu haben.
Die Verquickung von Finanzsystem und Medizinsystem tat Letzterem logischerweise gar nicht gut.
Ein Krankenhaus, das zur Gewinnerzielung gezwungen ist, kann nicht (mehr) ausschließlich dem Wohl der Patient*innen dienen. Und seien die Mediziner*innen und das Pflegepersonal auch noch so engagiert und idealistisch.
In einer Pharmaindustrie, deren „Player“ als börsennotierte Unternehmen gezwungen sind, Rendite zu erwirtschaften, werden logischerweise ausschließlich in den Bereichen und auf solche Art Forschung betrieben, dass die „vernünftige“ Erwartung besteht, dass die mit dem entwickelten Medikament erzielbaren Gewinne die Forschungskosten weit übersteigen.
Das ist nicht die „Schuld“ der jeweils dort Arbeitenden. Sie sind alle nur die Rädchen in einem längst weltweiten System, in dem sehr sehr viele Menschen „Rädchen“ sind.
Wollen sie dieses System?
Es gibt immer mal wieder Einzelne, die aufbegehren. Die öffentlich sagen / schreiben: „So geht es nicht! Es geht um MENSCHEN! Wir dürfen Geld nicht höher bewerten als das Leben und die Gesundheit der MENSCHEN!
Uns darf doch nicht egal sein, wenn MENSCHEN unnötig leiden, weil im Gesundheitssystem Personal fehlt!
Und / oder weil Forschung auf den falschen Gebieten und auf „ungesunde“ Art betrieben wird.“
Diese einzelnen Mutigen werden von den Kolleg*innen nahezu immer im Stich gelassen, manchmal gar für verrückt erklärt.
Das System sei nun einmal so.
Und all die „Rädchen“ zu faul, zu feige oder vielleicht auch nur zu beschäftigt und gestresst, vielleicht auch zu hilflos, um sich überhaupt mal Gedanken zu machen, ob auch anderes möglich wäre?! Ob es möglich wäre, auch weit über das bestehende System hinauszudenken?!
Was wäre möglich? Ulrike (leselebenszeichen-blog) hat mich dankenswerterweise mal in einem Kommentar auf meinem Blog auf die Gemeinwohl-Ökonomie aufmerksam gemacht.
Ich finde diese im Grundsatz eine sehr nachdenkenswerte Idee.
Aber, wie definiert eine Gesellschaft was „Gemeinwohl“ ist?
Die Idee mit den Abstimmungen finde ich so lange fragwürdig, wie klar ist, dass Mehrheiten durch Propaganda generiert werden können.
Und so lange die meisten Menschen (auch) problematische Persönlichkeitsanteile haben – und viele es leider lieben, anderen etwas vorzuschreiben und sie zu bevormunden.
In Deutschland lebe ich in einem Land, das in der jüngeren Geschichte mehrfach erfahren hat, dass sehr sehr viele Menschen sich durch entsprechende Propaganda zu mehr als fragwürdigen Auslegungen von „Gemeinwohl“ manipulieren lassen.
Sehr viele Menschen haben leider einen Persönlichkeitsanteil in sich, der Gewalt und Sadismus mag, und der – sobald er einen „Sündenbock“ präsentiert bekommt, mit der von den jeweiligen Machthabern erteilten Erlaubnis oder gar Aufforderung, diesen Persönlichkeitsanteil an dem betreffenden „Sündenbock“ auszuagieren -, dies mehr oder weniger hemmungslos tut.
Ich erinnere mich aus der Corona-Zeit an Aussagen über Ungeimpfte, die mich schockiert haben.
Aber wie viele haben sich bisher aufgemacht, diesen Persönlichkeitsanteil in sich der Heilung zuzuführen?
Nicht sehr viele scheinen bisher die charakterliche Größe besessen zu haben, sich bei den Ungeimpften dafür von Herzen zu entschuldigen, ihnen für etwas die Schuld gegeben zu haben, woran sie keinerlei Schuld hatten.
Die Größe zu haben, sich entsetzt selber zu fragen, warum sie sich eigentlich so leicht(fertig) zu ungerechtfertigten Anschuldigungen, Diffamierungen, Hetze und Ausgrenzung haben hinreißen lassen.
WARUM fällt so eine ehrliche Selbstreflexion so vielen Menschen so schwer???
[Und WARUM interessiert sich eigentlich kaum jemand für die wirklichen Ursachen, warum stellen zum Beispiel so wenige die Frage, ob wir so etwas wie gain of function – Forschung als Gesellschaft eigentlich wirklich wollen?]
Und wie ist es mit den Ungeimpften? Viele von denen, die sich – zu Recht – zu Unrecht verfolgt gefühlt haben, scheinen leider ebenfalls einen gewaltverherrlichenden sadistischen Persönlichkeitsanteil in sich zu haben. Rufen ständig nach „harten Strafen“ für die „Übeltäter*innen“, und scheinen Strafen überhaupt ganz toll zu finden. Warum? Menschen haben doch viel mehr davon, wenn andere den eigenen Irrtum, das eigene Fehlverhalten einsehen; sich mit ehrlichem Entsetzen das Leid ansehen, das sie anderen zugefügt haben, sich ehrlich und von Herzen entschuldigen, aus diesem Fehler lernen, und es künftig besser machen; – als wenn mit Steuermitteln Gefängnisse bezahlt werden, von denen doch eigentlich niemand wirklich etwas hat.
Was stört mich eigentlich an dem ganzen System in dieser Welt so sehr, dass ich auf meinem Blog so oft Texte schreibe, in denen ich so viel kritisiere?
Direkt persönlich bin ich von all dem, was ich so oft kritisiere, nämlich tatsächlich eher wenig betroffen:
Finanzsystem
Als Deutsche, und erst recht als Deutsche mit zwei juristischen Staatsexamina, zähle ich mich nicht zu den Verliererinnen des weltweiten Finanzsystems.
Medizin
Die Einschränkungen zur Corona-Zeit waren für mich in meiner persönlichen Situation vergleichsweise wenig belastend. Und in meinem persönlichen Umfeld hat sich niemand wegen meines „Ungeimpftstatus“ von mir abgewandt oder mich gar beschimpft.
Ich hatte als Patientin in Krankenhäusern zu den behandelnden Ärzt*innen und dem Personal, soweit ich mich erinnere, kein schlechtes Verhältnis; manchmal sogar ein ausgesprochen gutes.
– Mit Ausnahme eines Klinikaufenthalts vor rund 30 Jahren, bei dem ich die mir dort empfohlene Medikation abgelehnt hatte. Was mir von dem gesamten medizinischen Personal dort sehr übel genommen worden war [und noch heute gibt es Ärzte, die anscheinend meinen, es sei eine Unverschämtheit von einer Frau, wenn diese auf ihrem Recht besteht, selber darüber zu bestimmen, was in ihren Körper darf, und was nicht … ] .
Ich habe allerdings mit Medikamenten schlechte Erfahrungen gemacht. Aber gerade bei dem „Biological“, das das letzte schulmedizinische Medikament war, das ich jemals genommen habe, war ich vielleicht auch zu faul oder zu feige, vielleicht auch nur zu beschäftigt und gestresst und vielleicht auch zu hilflos, – um das „Nein!“, das ich zu diesem Medikament von Anfang an empfunden hatte, wirklich durchzuziehen.
Frauen unterdrückende Männlichkeit
Ich habe in meinem derzeitigen Leben zum Glück keinerlei irgendwie besonders schlechte Erfahrung mit irgendeinem Mann gemacht.
Und ich kenne ein paar ausgesprochen nette Exemplare dieser Gattung.
Religion
Diejenigen in meinem Bekanntenkreis, denen Religion wichtig ist, habe ich im Grundsatz als besonders aufmerksam, freundlich und in Mitmenschlichkeit engagiert wahrgenommen.
Eigentlich gibt es für mich aus meinem persönlichen Erleben heraus also gar nicht so viel Grund für meine ständige Kritik an dem in dieser Welt herrschenden System. Denn im Prinzip lebe ich persönlich durchaus gut in und mit diesem System.
Und die Phase, in der das mit dem Finger auf andere Zeigen, und ihnen erzählen / schreiben, was sie alles falsch machen, mir persönliche Befriedigung und „Selbst-Bestätigung“ gebracht hat, ist auch schon länger vorbei.
Warum also schreibe ich diese Texte trotzdem?
Weil ich furchtbar darunter leide, dass das echte Mitgefühl und das anderen- vorbehaltlos-Vertrauen-Können aus dieser Welt entfernt worden sind.
Geopfert wurden
für kurzfristigen „Spaß“;
für Macht über andere;
für „Ruhm“;
für Rache;
für Bevormundung und Unterdrückung anderer;
für „Selbst-Bestätigung“: „recht gehabt zu haben“, und / oder „klüger“, „strategisch intelligenter“, „stärker“ zu sein, als andere.
Weil ich furchtbar darunter leide, dass damit die echte Liebe, zu deren Grundpfeilern Mitgefühl und Vertrauen gehören, aus dieser Welt verschwunden ist.