Diskussionseinladung: Mitmenschlichkeit; erste Erkenntnisse

Zunächst vielen herzlichen Dank für eure Kommentare zu meinem vorherigen Beitrag. Auch zu diesem Folge-Beitrag (bitte zuende lesen, auch wenn er sehr lang ist) lade ich wieder herzlich dazu ein, eure Gefühle dazu in Kommentaren oder bei mir als Kommentar verlinkten eigenen Beiträgen zu dem Thema zu hinterlassen.

Für mich stellen sich derzeit zu den Ursachen, die der Spaltung der Menschen in kaum miteinander redende Gruppen zugrunde liegen, verschiedene Ebenen dar; aber ich vermute, dass es noch sehr viel mehr Ebenen dazu gibt.

Wie ihr das von mir gewohnt seid, umschiffe ich keine Tabus. Transparenz und (auch gegenseitiges) Verständnis zu verbessern, bedeutet, Schicht um Schicht von Transparenz „Verschleierndem“ wegzuziehen, wie ich das schon seit einiger Zeit tue. Und ich hoffe auf eifriges Mitwegziehen der Schleier auch durch andere hier …!   


Die erste Ebene bei mir bezüglich der derzeitigen Demonstrationsaufrufe war das, was auch Marco ähnlich in seinem Kommentar bei mir beschreibt. Abwehr aus dem intuitiven Gefühl heraus: „Das ist ganz klar gelenkt. Und was manipulativ „von Oben“ gelenkt ist, ist mit äußerster Vorsicht zu betrachten.“ Zudem erschien mir die sehr große Aufregung über den Begriff „Remigration“ insofern nicht ganz verständlich, weil ich persönlich keinen sehr großen Unterschied von diesem Begriff zu dem Begriff „Rückführung“ sehe, den die Bundesregierung in dem vor kurzen beschlossenen „Rückführungsverbesserungsgesetz“ benutzt. (BMI – Alle Meldungen – Rückführungsverbesserungsgesetz im Bundestag beschlossen)
Gleichzeitig war da aber bei mir auch von Beginn an das Gefühl, dass zumindest ein sehr großer Teil der Demonstrierenden für genau die Werte kämpfen will, dir auch mir sehr wichtig sind: Mitmenschlichkeit, Toleranz, Demokratie, Menschenrechte (für JEDEN Menschen). Dass aber, indem die AfD`ler zu den personifizierten „Bösen“ gemacht worden waren, diese Demonstrationen dadurch die Energien von Ausgrenzung, Kampf, Menschenunfreundlichkeit; also die genau gegenteiligen Energien dessen, was doch eigentlich gewollt war, mit sich trugen.

Die Begründung „„Ablenkungsmanöver“ der Bundesregierung“ scheint mir aber zu kurz gegriffen.

Die zweite Ebene war daher – auch bei mir – „Davos“. Dass ich diese Globalisierungs-Elite-Treffen für problematisch halte, ist bei mir interessanterweise erst dadurch entstanden, dass in der Corona-Debatte ständig „von Oben“ auf „Verschwörungstheoretiker“ geschimpft wurde. Ich wäre ohne diesen „Hinweis“ gar nicht auf den Gedanken einer „Verschwörung“ gekommen; aber dass dieser Frame ständig kam, war für mich nur dadurch erklärbar, dass es offenbar irgendwo schon länger Absprachen gibt für eine globale gezielte Lenkung der Menschen dieser Welt. Und dass diese Kräfte mit diesem Frame verhindern wollten, „entdeckt“ zu werden, durch Nachfragen und Hinterfragungen. Denn sonst hätte es dieses Frames ja logischerweise nicht „bedurft“. Und es war ja dann auch ersichtlich, dass der WEF über die Jahre mehr und mehr Netzwerke weltweit gebildet und verstärkt hat, und sich auch der Leit-Medien insbesondere in Deutschland intensiv „angenommen“ hatte.
Und auch dieses schon lange andauernde „überprüfen Sie die Quellen einer Information, Sie dürfen nur den Quellen trauen, die WIR Ihnen als „seriös“ präsentieren“ …, das mit geballter Bildungs- und Medienmacht in die Köpfe der Menschen injiziert worden war, machte logischerweise äußerst skeptisch bezüglich der Demokratiefreundlichkeit derer, die das vorantrieben. (Denn von Außen vorzugeben, welche Quellen man / frau als seriös zu akzeptieren habe, gibt den das Vorgebenden die Macht zu Manipulationen jeglicher Art und kann zu Machtmissbrauch übelster Sorte führen.)
Allerdings vermute ich durchaus, dass es auch „auf der anderen Seite“ globale Absprachen gibt. Mit denen das Patriarchat versucht, seine alten Privilegien zu behalten, sich an seiner Macht (und deren jahrtausendelangem Missbrauch) festklammert.
Sprich: Ich vermute, dass es auf beiden Seiten sehr problematische Netzwerke gibt.

Die dritte Ebene war dann wiederum eine ganz andere. Ich sah mir den Beitrag an, den Ulrike bei mir im Kommentar verlinkt hatte. Und seltsamerweise tauchten bei mir auf dem Bildschirm dabei am Rand lauter Bilder von riesenbusigen sehr spärlich bekleideten Damen auf. Ich war davon so genervt, dass ich dem Kommentator nicht richtig zuhörte und den Beitrag dann auch nicht zuende ansah. Was mir mindestens dreierlei zeigte:
Erstens, wie leicht man / frau sich ablenken lässt von irgendwelchen Bildern und nicht mehr richtig zuhört.
Zweitens, wie leicht man / frau dazu neigt, irgendwelche zufällig neben einem Sprecher (oder Autor) stehenden Bilder dann auf diesen Sprecher (Autor) zu projizieren. Denn automatisch kam bei mir der Gedanke „das sind bestimmt dessen „perverse“ Phantasien“; was logischerweise völliger Blödsinn ist.

Drittens aber brachte es mich darauf, dass einer der Punkte, den ich bei der AfD für sehr problematisch halte, eben der ist, dass dort aus meiner Sicht ein patriarchales Weltbild gepflegt wird. Und nachdem ich selber jetzt schon etliche Beiträge gepostet habe, die sich explizit gegen das Patriarchat und ein aus meiner Sicht völlig fehlgeleitetes „Männlichkeits“-Bild richten, kann ich logischerweise gut verstehen, dass es gerade Frauen besonders wichtig ist, gegen dieses Denken in Macht und Unterdrückung zu demonstrieren. Denn das ist mir auch wichtig.


Die vierte Ebene ist eine, die mir Ursache vieler Probleme zu sein scheint. Und die selber wiederum etliche verschiedene Unterebenen hat.

Ich persönlich habe nie so wirklich verstanden, warum manche Menschen stolz darauf sind, Deutsche zu sein (oder stolz darauf sind, Türke zu sein, Amerikaner oder was auch immer). Denn das ist ja kein eigenes Verdienst. Und für mich gilt, ich kann stolz sein auf eigene Leistungen und Verdienste. Aber ich kann mir doch nicht die Leistungen oder Verdienste irgendwelcher anderer lebender oder längst toter Menschen ans Revers heften, nur, weil die zufällig ebenfalls in Deutschland geboren wurden.
Genauso, wie ich nicht stolz bin auf die Leistungen irgendwelcher anderen, denn es sind nicht MEINE Leistungen; fühle ich mich auch nicht schuldig für die Gräueltaten irgendwelcher anderer lebender oder längst toter Menschen, nur weil die zufällig ebenfalls in Deutschland geboren wurden. Denn die haben die entsprechende Schuld auf sich geladen mit ihren Taten, nicht ich. Ich hefte mir weder fremde Leistungen noch fremde Schuld ans Revers.
In Deutschland ist es seltsamerweise so, dass es eine Gruppe gibt, die tendenziell der AfD nahe steht, der „Nationalstolz“ wichtig ist. Was auch immer das eigentlich für ein seltsames Konstrukt ist. Und klar, wenn man meint, stolz sein zu „müssen“ auf die Leistungen anderer, nur weil die zufällig ebenfalls Deutsche waren (und ihre Leistungen vielleicht „im Namen Deutschlands“, – was auch immer das ist,- erbracht haben), DANN muss man sich logischerweise umgekehrt auch die Schuld ans Revers heften, die andere Deutsche „im Namen Deutschlands“ auf sich geladen haben.

Es gibt in Deutschland eine große Gruppe Menschen, die aus irgendwelchen Gründen meint, sich eine „Nationalschuld“ ans Revers heften zu müssen. Die aber wiederum sehr empört sind über „Nationalstolz“. Dabei ist doch beides die jeweilige Kehrseite derselben Medaille. Einer Medaille, die aus meiner Sicht an und für sich unsinnig ist. Denn ich kann (und sollte!) aus dem lernen, was andere besonders gut (also nachahmenswert) oder besonders schlecht (also unbedingt zu vermeiden) getan haben.
Aber schuldig fühlen müssen Menschen sich, wenn sie selber irgendeine furchtbare Tat begangen haben. Und stolz sein können Menschen auf eigene gute Leistungen. Das gilt selbst bezüglich der eigenen Kinder. Ich kann stolz darauf sein, meinem Kind mit meinem eigenen Leben Gutes vorgelebt zu haben, und es so erzogen zu haben, dass es prima Startbedingungen hatte. Denn das sind dann meine Leistungen. Die Leistungen des erwachsenen „Kindes“ aber sind dessen Leistungen. Und die Fehlleistungen des erwachsenen „Kindes“ dessen Fehlleistungen. Schon gar nicht braucht jemand stolz sein auf die Leistungen der eigenen Großeltern, (oder sich für deren echte oder vermeintliche Fehlleistungen zu schämen); denn das war deren Leben. Es geht hier aber für jeden Menschen immer um das eigene Leben. Die eigenen Leistungen.


Das, was mir derzeit große Sorgen macht, ist, dass Leute (von welcher Seite auch immer), die meinen, sie wären „Eliten“, sich anmaßen, selbstherrlich über das Leben sehr vieler anderer bestimmen zu dürfen.
NIEMAND hat das Recht sich über andere zu erheben. Zu meinen, die eigene „hohe Intelligenz“ gebe einem das „Recht“ über die Köpfe des „einfachen“ Volkes hinweg zu bestimmen, was „gut“ für diese sei; ist in einer Demokratie ein „no go“!
Sich selbst aufgrund der eigenen „Intelligenz“ für so „höherwertig“ zu halten, dass man meint, über das „einfache Volk“, deren Leben, deren Schicksal nach eigenem Gut- oder Schlechtdünken bestimmen dürfe, ist eine sehr schlimme Verblendung.
Eine Verblendung, die zeigt, dass es diesen angeblichen „Eliten“ ganz erheblich an Weisheit fehlt!
Solcherart Verblendungen führen in Dystopien! Immer!

Und dieses sehr ungute Gefühl, was bei etlichen Menschen entstanden ist, die intuitiv spüren: „Hier wird Macht sehr ungut missbraucht.“; das wird wiederum jeweils von „der anderen Seite“ aus deren eigenen Machtinteressen heraus ausgenutzt.


Anders, als viele andere Globalisierungskritiker*innen glaube ich, dass es den – tendenziell ursprünglich eher „links“ gewesenes – Gedankengut übernommen habenden „Davos-Eliten“ nicht so sehr darum geht, in die eigene Tasche zu wirtschaften.
Sondern, dass sie wirklich der Meinung sind, mit ihrem Tun eine „bessere Welt“ erschaffen zu können. Und ich glaube auch, dass ihr bisheriges Tun tatsächlich viel Gutes hatte, denn es hat viele der alten schädlichen Strukturen aufgebrochen.

Aber, wer antritt, um die Welt zu verbessern (wie ich es ja auch selber tue), führt stattdessen die Welt in eine Dystopie, – verschlimmbessert also stattdessen ganz erheblich, – wenn er / sie die Fähigkeit verliert, zur ehrlichen Selbstreflexion.
Wenn die Fähigkeit verloren gegangen ist, sich immer und immer wieder selbst zu fragen, „Tue ich hier wirklich Gutes? Oder hat mein Tun auch ganz erhebliche Schattenseiten? Tue ich möglicherweise sogar genau das selber, was ich doch gerade bei anderen als schädlich wahrgenommen habe; tue ich also möglicherweise genau das selber, wogegen ich doch eigentlich angetreten bin? Missbrauche ich meine Macht möglicherweise selber in ganz schlimmer Weise?“   


In dem Gesamtsystem Menschheit ist sehr viel Wut.
Ich halte nichts davon, davor einfach die Augen zuzumachen, und sich stattdessen einseitig auf das Schöne (was es ja auch gibt) zu fokussieren. Denn ein solches Verhalten macht die Wut nicht weg. Die, die leiden, fühlen sich durch dieses Wegsehen der anderen im Stich gelassen. Und das vergrößert die Wut der Leidenden, und damit die Gesamtwut.
Schon gar nicht halte ich was davon, wenn diese Wut zwangsweise von anderen unterdrückt wird (wie es den Frauen jahrtausendelang im Patriarchat passiert ist; und wie es jetzt tendenziell gegenüber den AfD-Wählern gemacht wird). Denn (mit Zwang) unterdrückte Wut hat die Tendenz, irgendwann überzukochen.
Ebenfalls schon gar nicht halte ich was davon, wenn diese Wut gegen andere MENSCHEN gerichtet wird. Gezielt gegen andere Menschen gerichtete Wut, erzeugt automatisch Gegenwut. Vergrößert also insgesamt die Wut.


Wut aufzulösen klappt nur, indem echte Weiblichkeit wieder in ihre Kraft kommt: Menschen das FÜHLEN wieder gelernt haben. Das einander Zuhören – ohne zu verurteilen. Das sich Öffnen und ehrliche Beschreiben der eigenen Hintergründe, erlittenen Verletzungen, Ängste.
Es setzt voraus, dass Menschen erkannt und verinnerlicht haben, dass es keine „Stärke“ ist, andere zu verletzen (wie es ihnen im Patriarchat beigebracht wurde), sondern eine menschliche Schwäche.

Wer echte Weiblichkeit wieder in ihre Kraft bringen will, zieht sich nicht das Patriarchat (in etwas verändertem Gewand) an, indem sie / er versucht „stark“ und „hart“ zu erscheinen. Denn damit lebt frau / man die verkorksten Vorstellungen des Patriarchats weiter.   

Wirklich stark und souverän ist, den Mut zu haben, die eigene Verletzlichkeit zu zeigen; den Mut zu haben, sich Blößen zu geben. (Niemand ist unfehlbar. Niemand ist fehlerfrei. Warum also vortäuschen und vorlügen, eine Person zu sein, die niemals etwas falsch / schlecht machen würde?)

Und apropos Fehler: Ich habe gelegentlich geschrieben, dass ich daran arbeite, Schadprogrammierungen aus dem Unterbewusstsein der Menschen „zu löschen“. Das war ein Fehler. Denn von mit Zwang durchgesetzten Löschungen halte ich nichts.
Es geht mir darum, Schadprogrammierungen aufzulösen – in Luft und Liebe.

Veröffentlicht von Die Rückkehr der Liebesgöttin

Stimme der Liebesgöttin. Der das Lachen leider ziemlich vergangen ist. Schon lange ist sie fast nur noch ernst. Meine Texte sind immer tiefgründig, niemals eindimensional und sie lohnen das wiederholte aufmerksame Lesen.

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15 Comments

  1. Ja, das ist eine gute Klarstellung, finde ich: Schuldig müssen wir uns nicht für die (Un)Taten unserer Eltern, Großeltern fühlen, aber auch stolz können wir nicht darauf sein; sondern nur, was wir selbst, als Einzelne, tun oder unterlassen, haben wir dann zu tragen oder abzutragen oder dürfen uns freuen. L

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  2. Liebe Maren, deine Überlegungen zur Mitmenschlichkeit sind mir sehr wertvoll. Als ich heute Nacht schlaflos lag, („denk ich an Deutschland in der nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“), unzufrieden auch, was meine eigenen Haltungen und Äußerungen in Mitzis Blog betraf, ging ich in einen inneren Dialog mit dir und fragte, wo denn meine Fehler lagen. Das hat mir sehr geholfen. Ja, ich habe, wie du andeutetest, die Ängste anderer nicht ernst genug genommen, weil ich sie nicht teile. Aber das ist ja kein Grund, sie nicht ernst zu nehmen. Zweitens habe ich mich doch persönlich angegriffen gefühlt und bin in eine unklare „giftige“ Position von Angriff und Verteidigung übergegangen (auch darauf machtest du mich aufmerksam).

    Auch ich sah in dem wie ein Thriller aufgemachten Correctiv-Bericht keine handfesten Daten, es roch mir zu sehr nach Auftragsarbeit regierungsnaher Kräfte, um von den Bauern- und anderen Protesten abzulenken, zumal das Treffen ja real schon im November stattgefunden hatte. Als dann umgehend und ohne weitere Klärung der Faktenlage von Bundespräsident, Regierung und Verbänden zu Demonstrationen aufgerufen wurde, kam ich zu dem Schluss, dass hier ein abgesprochener geheimdienstlicher „Lauschangriff“ vorlag, um die AfD zu stoppen und womöglich zu verbieten. (NB: Vielen scheint gar nicht klar zu sein, dass ein solcher Vorgang ungeheuerlich für einen demokratisch verfassten Staat wäre, nach dem Motto: das Ziel rechtfertigt die Mittel).

    Als dann in einem befreundeten Blog die Demonstrationen beworben wurden, reagierte ich mit „Ich halte das für keine gute Idee“. Die Folge war, dass ich als „Nazi-Verharmloser“ diffamiert wurde, während mir schien, die wirklichen Verharmloser seien die, dieses private Treffen als Wannseekonferenz II betitelten … Na ja, das wogte hin und her, und schön ist es nicht zu lesen.

    Ausgrenzung aufgrund von was auch immer ist mir ein Gräuel, und sofern demonstriert wurde gegen Ausgrenzung und für Menschenfreundlichkeit, bin ich durchaus dafür. Doch wurden schon immer menschenfreundliche Motive für schlechte Politik instrumentalisiert. Das sah ich auch hier und es schmerzte. Wenn ich es aber zu dem, der demonstrieren geht, sage: „du lässt dich instrumentalisieren“, wird er zu Recht böse auf mich. Denn er selbst meint ja, ausschließlich aus eigenem Antrieb zu handeln, und findet meine Unterstellung anmaßend. Das hätte ich verstehen müssen, denn auch ich finde es anmaßend, wenn man mich beschuldigt, mich von der AfD für unmenschliche Ziele instrumentalisieren zu lassen.

    Dem anderen vorzuhalten, er wisse nicht, was er tut, ist tatsächlich anmaßend. Vielleicht weiß er es tatsächlich nicht. Doch weiß ich selbst denn immer, wann ich in gutem Glauben handelnd instrumentalisiert werde? Und selbst wenn: soll ich deshalb nicht mehr handeln?

    Natürlich darf ich Fakten vorbringen, darf auch warnen, aber dem anderen Blindheit zu unterstellen, ist anmaßend. Da also liegt ein Fehler von selbsternannten „Aufklärern“ wie mir. Das ist mir in diesem Konflikt jetzt sehr deutlich geworden, und für die schmerzhafte Belehrung bin ich dankbar. Ich hoffe, dass ich es nicht gleich wieder vergesse.

    Es gäbe noch viel zu deinem bemerkenswerten Beitrag zu sagen, aber ich mache hier erstmal Schluss. Liebe Grüße!

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    1. Liebe Gerda, ich freue mich sehr über diesen wunderschönen Kommentar!! 💖🤗
      Ich glaube ja, dass die Menschheit sich derzeit in eine Art Lern- und Übungsprozess befindet, was gute Wege für ein schönes mitmenschliches Miteinander sind.
      Das, – denen mit der jeweils anderen Meinung zumindest partielle „Blindheit“ oder Dummheit unterstellen, – ist etwas, was bis vor Kurzem noch nahezu jede*r gemacht hat (einschließlich mir, in einigen meiner Kommentare). Eine ja verständliche Reaktion, denn die andere Person „sieht“ meine Sichtweise ja tatsächlich nicht. Das geht nur durch miteinander reden / schreiben; sich gegenseitig zuhören. Daher finde ich es sehr wertvoll, die eigene Sichtweise darzulegen. Das hast du bei MItzi getan. Das hat ja überhaupt erst bewirkt, dass ein Nachdenkprozess angestoßen wurde. Und ich hoffe sehr, dass in diesem Jahr dann auch insgesamt ein Öffnungsprozess und Aufeinanderzugehen beginnt.
      Und ich sehe es wie du: Ein AfD-Verbot wäre absolut antidemokratisch.
      Herzliche Grüße
      Maren

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  3. Wieder einmal ein sehr schöner Beitrag. Auch die bisherigen Antworten finden meinen Zuspruch. Ich habe oft das Gefühl zwischen zwei Stühlen zu sitzen. Vielleicht ist das der falsche Ausdruck….
    Mir fällt auf, dass zu schnell auf einen Zug aufgesprungen wird – ohne zu hinterfragen oder sich das Thema genauer anzusehen. So etwas macht mich wütend. Zumal keiner hinhören möchte, wenn ich auf Fakten hinweise.
    Eine Regierung die zu so tiefgreifenden und unfairen Mitteln greift, sieht sich m. E. in die Enge getrieben. Da werden die Schläge immer mehr nicht mehr nachvollziehbar.
    Ich hoffe sehr – für uns alle, dass es friedliche Lösungen gibt.

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    1. Liebe Ulrike, ganz herzlichen Dank dir! Deine Empfindungen kann ich sehr gut nachvollziehen, es geht mir sehr ähnlich.

      Ich empfinde es als zwischen zwei Mauern zu sitzen …, wobei diese beide bisher leider keine Bereitschaft zeigen, sich für die Sichtweise der jeweils anderen zu öffnen; keine Bereitschaft zeigen, Mauern zwischen MENSCHEN einzureißen. Sondern stattdessen leider auf die jeweils anderen als „böse“ einschlagen, ohne die geringste Bereitschaft, ihnen zuzuhören. Und leider vielfach auch ohne Bereitschaft, sich (die eigenen Gefühle, Hintergründe, Verletzungen) den jeweils anderen überhaupt mitteilen zu wollen. Ich hoffe sehr, dass sich das ändert. Denn ohne sich zu öffnen für die jeweils anderen, kann es leider keine Verständigung geben zwischen Menschen.

      Und dann gibt es die, – und die, die bisher bei mir kommentiert haben, empfinde ich alle so, – die zwischen diesen Mauern sitzen und leiden; weil wir so gerne Frieden und Liebe zwischen allen Menschen hätten.
      Aber: Da ich glaube, dass viele der Demonstrierenden eben eigentlich auch gerne Frieden und Liebe zwischen ALLEN Menschen möchten, hoffe ich sehr, dass die zwischen den Mauern irgendwann so viele werden, dass die Mauern einstürzen … . Und ALLE Menschen sich wieder als MENSCHEN erkennen.

      Herzliche Grüße an dich
      Maren

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  4. Zum großen Teil gehe ich da mit, was du schreibst. Der Teil mit den Weltverbesserern, nun den glaube ich nicht wirklich. Es gibt noch andere Gründe dahinter als Geld zu scheffeln, ja , wie bei manch paranoiden oder neurotischen Narzissten möglich, würden wir die absurd finden. Da gibt es eine Realitätsverschiebung, wenn man so hoch oben sitzt. Ich versuche, auf keine der beiden Seiten zu gehen, aber es hat mich doch getroffen, dass die Demonstranten gegen rechts im Radio- ich höre NDR info- als tolle selbstbewusste Demokratie gehyped wurden, und ich dachte, was war vor zwei Jahren, als alle Demonstranten verachtet und geframed wurden als Spinner und Rechte. Waren wir nicht selbstbewusst um unsere und anderer Gesundheit besorgt? Dieses ungleiche regt mich tatsächlich auf. Natürlich ich würde niemals die AfD wählen! Gerade sprach ich mit einem Freund , um die 70, wie wir früher in unseren linken WGs lebten, und wie schräg da auch so manches war. Man wusste es gar nicht besser. Auch da gab es Lenker.

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    1. Danke dir! Es gibt immer (!) Realitätsverschiebungen, wenn Menschen nur in ihren eigenen „Meinungs-Blasen“ verkehren. Und diese Realitätsverschiebungen sind gefährlich, wenn das Menschen sind, die die Macht und Möglichkeit haben, auf viele andere Einfluss zu nehmen. Das bedeutet allerdings nicht, dass das „schlechte“ Menschen sind. Aber es bedeutet, dass die, die Macht haben, es versäumt haben, die, die anderer Meinung sind als sie, immer als die WICHTIGSTEN Ratgeber*innen zu erkennen, die ihnen zeigen, wo sie gar nicht Gutes tun.
      Sondern dass sie stattdessen in die furchtbare Verirrung gelaufen sind, Kritiker*innen „mundtot“ machen zu wollen. Zum Beispiel, indem sie diese, wie von dir beschrieben, als „Spinner“ und „Rechte“ geframt haben. Ein solches Framing ist sehr sehr schlimm und sehr sehr gefährlich.
      Sprich, dass diese Mächtigen sich in einer furchtbaren Verblendung als „unfehlbar“ ansehen, und – statt denen, die ihnen zeigen, wo sie schlimme Fehler machen, zuzuhören; in ihrer Verblendung Kritiker*innen als „böse“ bezeichnen und zu vernichten versuchen.

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  5. Zum Nationalstolz: in Spanien habe ich es so erlebt, dass beim Fussball alle stolze Spanier sind, aber in anderen Gelegenheiten sind sie stolz auf ihre Region und wollen Autonomie, das ist sehr ausgeprägt auch auf den Kanaren. Die Leute sind sich bewusst, wenn ihre Gegend missbraucht wird . Auch wenn sie von oben als rückständig bezeichnet werden.

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  6. Liebe Maren, so lese ich diese Beiträge rückwärts (bin erst gestern drauf gestossen)… Da ist so viel drin… !
    Diesen Nationalstolz haben ja alle Länder (außer Deutschland). Es geht dabei wohl um Zugehörigheit, Kultur, Sprache etc denn das Ausgeschlossen oder Ausgestossensein ist ja scheinbar eine der größten menschlichen Ängste…
    Dass das auch heißen müsste, die Nationalschuld zu akzeptieren, macht Sinn. Ich habe es bisher immer nur als entweder oder erlebt: entweder Stolz oder Schuld. In 30 Jahren im Ausland habe ich vor Allem die Schuld gespürt… doch auch dort habe ich manche neue Erkenntnisse gemacht….
    Zu den Demos kann ich nur sagen, dass wie bei der C Saga, mein Gefühl/Empfinden ganz laut antwortet… das kann ich gar nicht unbedingt begründen: Es stimmt einfach etwas nicht am Bild, an der Art und der Intensität. Dieses Gefühl wird zum Glück immer klarer, sodass es schwerer wird uns in der üblichen Weise zu lenken… ich hoffe!!

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  7. Auch hierzu revidiere ich meinen obigen Kommentar vom 26. Januar 2024, 16.23 Uhr: MEIN persönlicher Lernprozess ging dahin, zu erkennen, dass ich viel zu gutgläubig war. Dass die allermeisten Menschen dieser Welt leider tatsächlich bewusst oder unbewusst eine partielle Blindheit haben. Blindheit gegenüber ihren jeweils EIGENEN charakterlichen Defiziten. Und sie leider – anders als das was ich als selbstverständlich erwartet hatte – auch keinerlei Interesse haben, DIESE Blindheit abzulegen (was ein echter Dialog damals mit mir hätte bewirken können (inzwischen stehe ich für solche persönlichen Dialoge nicht mehr zur Verfügung.)).

    Das, was manche, die meine Texte lasen, stattdessen taten, war leider nur, dass sie versuchten, für sich daraus zu ziehen, wie sie sich selber nach Außen hin „besser“ darstellen könnten. Eine Politik, die leider nicht nach der echten Ursache von Vertrauensverlust fragt (im Gegenteil wird nahezu überall aggressiv und vertuschend (bzw. ignorierend) reagiert, wenn jemand echte Ursachen aufdeckt). Stattdessen werden kritische Texte dann leider nur genutzt, um daraus Strategien abzuleiten, wie es ihnen „gelingen könnte“, „die Menschen „besser mitzunehmen““.

    Zum Stichwort „instrumentalisiert„: Eine Frage, die sich für mich noch nicht geklärt hat, ist die, wieweit Menschen bei allem Bösen, was sie taten / tun instrumentalisiert wurden ohne wirklich eigene Einflussmöglichkeiten zu haben; – und inwieweit sie die Defizite, die sie in sich nicht sehen wollen, tatsächlich selber zu verantworten haben.
    Die damit möglicherweise zusammenhängende Frage ist, warum die Menschen in dieser Welt so sehr empfindlich darauf reagieren, wenn ICH sie auf tief sitzende charakterliche Defizite bei ihnen auch nur andeutungsweise hinweise (obwohl sie manch Therapeut*innen für deren Hilfestellungen viel Geld zu geben bereit waren).

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