Das Machtwort

„Warum liegen denn hier verschiedene Schrauben kreuz und quer in der Gegend rum?!“

„Ach, die sind heimatlos geworden, Chef.“

„Sehr witzig!“ Brüllt: „Wenn Sie diese Schlamperei nicht heute Abend noch beseitigen, ziehe ich hier andere Saiten auf!“

„Geht klar, Chef. Ich räume auf.“

„Ich verlass mich drauf. Ich gehe jetzt. Muss der attraktiven neuen Kollegin in der Buchhaltung die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen.“ Zwinkert.


Und ab.


„Und Ole, räumst du auf?“

„Klar. Coole Socke der Chef…, lässt nichts anbrennen.“

Zwei Jahre später: Aufgrund massiver Kundenbeschwerden über schlampig verarbeitete Produkte und Unfreundlichkeit des Chefs ist dieser ausgetauscht worden. Gegen ein Chefin. Frau Manul. Seit deren Übernahme die Kundenbeschwerden deutlich zurückgingen. Mit erheblichem persönlichen Einsatz scheint ihr das Wunder zu gelingen, dass die Insolvenz, die dem Betrieb drohte, doch noch abgewendet werden kann.

„Warum liegen denn hier verschiedene Schrauben kreuz und quer in der Gegend rum?!“

„Ach, die sind heimatlos geworden, Frau Manul.“

„Sehr witzig! Bitte räumen Sie das heute Abend noch auf und achten Sie künftig unbedingt darauf, dass alle Produkte komplett richtig verschraubt sind. Unsere Kunden sind unsere Überlebensgarantie als Betrieb. Wir können uns nicht erlauben, die zu verärgern mit schlampig gefertigten Produkten, in denen Schrauben fehlen. Ich verlasse mich auf Sie! Ich muss jetzt leider los, die Kinder abholen und ihnen ihr Abendbrot machen. Bitte kommen Sie morgen früh in mein Büro, damit wir das nochmal besprechen.“


Und ab.

„Und Ole, räumst du auf?“

„Pffff, dieses Manulerle. Die kann mich mal. Die zeichnet sich doch nur mit ihrem Gelabere aus. „Ich muss Abendbrot machen.“ Ooch, aaarmes Mädchen … . Ich geh jetzt in die Kneipe. Kommst mit?“   


Nur Klischees? Oder doch noch immer irgendwie „Realität“?


**************

Ein Beitrag zu den von Christiane betreuten abc-Etüden.

Veröffentlicht von Die Rückkehr der Liebesgöttin

Stimme der Liebesgöttin. Der das Lachen leider ziemlich vergangen ist. Schon lange ist sie fast nur noch ernst. Meine Texte sind immer tiefgründig, niemals eindimensional und sie lohnen das wiederholte aufmerksame Lesen.

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16 Comments

  1. Nee, nicht nur Klischee. Vielleicht überzeichnet, aber nicht unrealistisch. Es gibt derartige Chefs, die hoffentlich nicht immer nur klischeehaft unfähig sind. Es gibt solche Männer wie Ole, die nicht mit weiblicher Autorität können – wobei es auch Frauen gibt, die das nicht können. Ist halt immer die Frage, mit welchem Führungsstil mensch besser klarkommt. Ich hoffe, Ole sucht sich bald einen anderen Job.

    Danke dir für die Etüde.

    Grauhimmelige Mittagskaffeegrüße ☁️💻☕🍪

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    1. Die Etüde ist sozusagen aus mir herausgeflossen, nachdem ich zu meinem vorherigen Beitrag heute Vormittag einen Antwortkommentar an Melina geschrieben hatte. Denn dass viele Männer und auch Frauen noch immer nicht mit weiblicher Führung „können“, hat aus meiner Sicht durchaus tiefliegende Gründe.

      Ich vermute, dass du weder meinen vorherigen Beitrag noch den Kommentar, den ich Melina schrieb, besonders toll finden wirst … . Aber ich möchte mit solchen Beiträgen niemanden persönlich ansprechen oder gar beleidigen. Sondern aus meiner Sicht hängt in dieser Welt eben alles mit allem zusammen. Und darauf versuche ich mit solchen Beiträgen hinzuweisen. Leider ist das nicht ganz einfach. Denn auch ein Ausfluss dessen, was ich in meinem vorherigen Beitrag beschreibe, ist, dass viele sich persönlich angegriffen fühlen, wenn ich etwas kritisiere, woran sie glauben. Und mir das dann persönlich übel nehmen. Und es eben auch immer noch schwierig ist, wenn Frau sich die Freiheit nimmt, eine vollkommen eigenständige Meinung zu äußern. Sich also die Freiheit nimmt, sich für ihre ureigene Meinung nicht auf irgendwelche „Autoritäten“ als „Quelle“ zu berufen. Sondern dreist sagt: „Die „Quelle“, aus denen diese „Autoritäten“ geschöpft haben, sehe ich nicht als höherwertig an gegenüber der „Quelle“, aus der ich schöpfe und meine Erkenntnisse ziehe.“ Denn ich bin eine freie Frau.

      Dabei geht es mir nicht so sehr darum, meine eigene „Wahrheit“ zu verkünden. Denn, was wirklich Wahrheit ist, weiß ich genausowenig wie Aristoteles, Sokrates, irgendwelche buddhistischen Mönche oder sonstwer.
      Dass ich mich nicht beliebt mache, indem ich eigentlich alle „gängigen“ Glaubenssysteme in Frage stelle, ist mir natürlich bewusst. Aber nach meiner Überzeugung ist die Einseitigkeit dieser Welt, in der ein männlicher Führer als „Schöpfergott“ angebetet wird, für diese Welt extrem schädlich.
      Und eine der Ursachen für die vielen Krisen, die wir in dieser Welt leider haben.
      Daher versuche ich Schritt für Schritt Menschen dahin zu bringen, den Gedanken, dass es Zusammenhänge dieser Glaubenssysteme mit dem schlechten Zustand dieser Welt gibt, nicht mehr einfach nur komplett abzulehnen.
      Sprich, es geht mir nicht um die Verkündung von „Wahrheiten“ , sondern immer darum, möglichst viele Menschen dazu anzustiften über mögliche Zusammenhänge und Ursachen nachzudenken 😉🤔.

      Herzliche Nachmittagskaffeegrüße 💖☕
      Maren

      Gefällt 2 Personen

        1. Das wäre schön. Aber ich fürchte, dass bisher (weltweit) noch deutlich mehr Menschen dem „Machtwort“ folgen.
          Wobei das aus meiner Sicht keine so ganz freie Willensentscheidung ist. Abgesehen davon, dass (auch ich) die Mehrheit der Menschen sich einem „Machtwort“ meistens beugt, wenn ansonsten schwere Strafen zu befürchten sind. (Und das ist leider in vielen Teilen der Welt insbesondere für „unangepasste“ Frauen immer noch sehr traurige Realität. ) Ist das auch angelerntes Verhalten, das über Generationen weiter gegeben wurde. Und dem frau / man sich leider nicht mit einer einfachen Willensentscheidung so leicht entziehen kann, wie es häufig unterstellt wird.

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            1. Das ist aus meiner Sicht ein weit verbreiteter Irrtum. Viele Menschen leiden sehr unter eigenen Verhaltensweisen, die für sie selbst nicht schön sind, oder sie in ihrer eigenen Entfaltung beschränken. Wenn die das einfach mit einer Willensentscheidung ändern könnten, würden sie es tun.

              Auch die meisten Vorurteile sind keine Willensentscheidungen, und sie sind Menschen oftmals nicht einmal als „Vorurteil“ bewusst. Weil eben in ihrer Familie z.B. das fragliche Verhalten, die fragliche Einstellung als völlig normal galt.

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            2. Erstmal muss man / frau sich der Prägung bewusst werden. Meine Texte dienen ja u.a. dazu., Menschen manch eben schon uralte Prägung erst bewusst zu machen.
              Und je nachdem wie tief die persönliche Prägung sitzt, und was sie hervorgerufen hat, kann es ein längerer Prozess sein, sich dann davon frei zu machen.
              Wichtig ist aber aus meiner Sicht, für sich die Entscheidung zu treffen, an dem zu arbeiten (bzw. sich für diese Arbeit zu öffnen), was man / frau selber als unschön erkannt hat.

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  2. Ja, das ist immer eine eigene Entscheidung, und zuerst muß man selbst erkennen, woran man/frau noch zu „arbeiten“ hat. Das kann ein lebenslanger Prozeß sein. Aber irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, wo man nicht mehr zögern darf, das Bisherige loszulassen, um frei zu sein.

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