
Die Idee, Menschen über Hypnose heilen zu können, hat mich immer fasziniert. Das wollte ich lernen.
Aber in all meinen Seminaren zur Heilhypnose habe ich mich irgendwie sperrig angestellt: Etwas in mir sperrte sich dagegen, in Trance zu gehen, und jemand anderen in meinem Unterbewusstsein „herumpfuschen“ zu lassen. Gleichzeitig sperrte sich aber auch etwas in mir, in dem Unterbewusstsein anderer „herumzupfuschen“. Irgendwie erschien mir das unethisch. Selbst zu Heilzwecken.
Natürlich weiß ich, wie man Menschen in Hypnose versetzt. Klar ist auch, dass unser Unterbewusstsein auf Bilder anspricht. Je emotionaler die verwendeten Bilder sind, desto „besser“ kann man den Verstand des anderen ausschalten. Dann das, was man suggerieren möchte, immer wieder wiederholen. In schneller Abfolge. Und immer wieder.
Nur ein kleiner Prozentsatz von Menschen reagiert nicht auf solche Suggestionen. Die allermeisten sind (unterschiedlich stark) hypnotisierbar.
Für Nichthypnotisierte wirkt es merkwürdig, einen Hypnotisierten zu beobachten. Man kann sich nicht vorstellen, dass dieser beispielsweise wirklich „vergessen“ habe könne, dass es die Zahl 7 gibt. Er hat es auch nicht „vergessen“, aber er hat in dem Moment keinen Zugang dazu. Wenn ihn jemand auf die 7 anspricht, wird er, wenn er „gut“ hypnotisiert ist, diesen jemand nur leer anschauen.
Auch posthypnotische Suggestionen wirken. Als Zuschauer hat man dabei das Gefühl, dass ein Geheimkünstler jemanden benutzt, um irgendetwas auszuführen, was dieser von sich aus nicht getan hätte. Das kann sehr unheimlich sein.
Je mehr und je länger Menschen einer Hypnose unterzogen wurden, desto besser wirkt sie. Desto schwieriger ist sie zu durchbrechen. Irgendwann wird es selbst für den Hypnotiseur schwierig, die Hypnose wieder aufzulösen.
Von Außen einzuwirken, erscheint mir dann quasi unmöglich. Ich habe nie gelernt, wie man von einem Anderen erzeugte tiefe Hypnose von Menschen von Außen auflösen kann.
Leider.
Denn längst nicht jeder „Geheimkünstler“ setzt seine Hypnose zu Heilzwecken ein… .
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Um nicht missverstanden zu werden: Das Wort „herumpfuschen“ beschreibt mein Gefühl dazu. Ich möchte damit niemandem zu nahe treten, der oder die Hypnose zu Heilzwecken verwendet. Man kann damit gute Heilerfolge erzielen, oft bessere, als mit langjähriger Psychotherapie. Und man versetzt die Klient*innen dabei auch nicht in eine so tiefe Trance, dass diese sich Sorgen machen müssten, dass tatsächlich gegen ihren Willen in ihrem Unterbewusstsein „herumgepfuscht“ wird.
Ich möchte eher darauf aufmerksam machen, dass uns Hypnose alltäglich begegnet. Und dass alles, was man sich wieder und wieder anschaut, anhört usw. eine hypnotische Wirkung hat, die umso stärker ist, je mehr die vermittelte Botschaft mit einem starken emotionalen Gefühl verknüpft wurde.
Wie immer mit herzlichem Dank an Christiane für ihre liebevolle Betreuung der Etüden, deren aktuelle Einladung hier https://365tageasatzaday.wordpress.com/2021/10/03/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-40-41-21-wortspende-von-umgebucht/ zu finden ist.
Und an Yvonne für die Wortspende.