„Impfgegner“

gemalt von Dörte Müller

sind Rechte, sind Nazis, so las und lese ich es immer mal wieder. Und jedes Mal tauchen bei mir große Fragezeichen auf: Wie, um Himmels Willen kommt man auf so etwas?

Impfgegner / -skeptiker das sind in der Regel Menschen, die gegen Zwang sind – und für Eigenverantwortung. Die sagen, wer sich impfen lassen möchte, kann dies selbstverständlich tun. Aber sie möchten nicht gezwungen werden, sich oder ihre Kinder zu impfen.

Eintreten für Eigenverantwortung und Selbstbestimmtheit. Typisches Nazidenken…?

Befürworter von Pflichtimpfungen sagen, diese seien erforderlich zur Erreichung eines größeren Ziels: Der Ausrottung der jeweiligen Erkrankung. Das Individuum dürfe nicht selbst entscheiden, sondern es müsse seine Interessen dem größeren Interesse, dem Staatsinteresse unterordnen. Bei mir schwingt bei „Pflichtimpfung“ im Hinterkopf immer mit, „wer sich nicht impfen lässt, gefährdet die Volksgesundheit“. Vielleicht habe ich diese Assoziation nur, weil ich schwerbehindert bin – und z.B. auch zusammenzucke, wenn ich höre, dass Ungeborene im Mutterleib auf „Defekte“ getestet werden. Hinter diesen Konzepten steckt für mich die Vorstellung, dass man Krankheiten ausrotten, und Menschen „optimieren“ könne oder gar müsse. Aus meiner Sicht ein medizinischer Allmachtswahn. Wie groß ist der Schritt von dort – hin zu so etwas wie Euthanasie?

Diese „Impfgegner“ glaubten nicht an „die Wissenschaft“, stellten „wissenschaftliche Fakten“ in Frage, seien wissenschaftsskeptisch, lese ich. Ja, ich bin skeptisch hinsichtlich wissenschaftlicher (oder auch sonstiger) Allmachtsphantasien. Aus gutem Grund.

Allerdings bin ich sehr interessiert an Wissenschaft. Ich schaue und höre mir Wissenschaftssendungen an, lese Bücher, die sich mit wissenschaftlichen Themen beschäftigen, schaue mir Studien an, die mich interessieren, finde es insgesamt immer spannend, Neues zu lernen und zu erfahren aus völlig unterschiedlichen Fachgebieten.
Echte Wissenschaft zeichnet für mich dabei genau dadurch aus, dass sie skeptisch ist: Skeptisch und fachübergreifend. Dass sie sich also selbst immer wieder hinterfragt. Ihre eigenen Hypothesen immer wieder auf den Prüfstand stellt. Fachübergreifendes Wissen nutzt, um den eigenen Horizont und Erfahrungsschatz zu erweitern. Details niemals ausschließlich für sich betrachtet, sondern Zusammenhänge sucht. Zu Kritik auffordert, um eigene blinde Flecken zu erkennen. Den Diskurs pflegt und fördert. Weiß und zugibt, wie wenig sie tatsächlich weiß. Zugibt, dass sie im Grunde immer nur den derzeitigen Stand des Irrtums präsentieren kann – mit dem Versprechen, sich weiter zu bilden, weiter zu entwickeln.
DAS ist für mich Wissenschaft.

Und genau aus diesem Verständnis von Wissenschaft heraus entstand meine Entwicklung zur „Impfgegnerin“, die ich die größte Zeit meines Lebens keineswegs war. Erst als ich aus guten Gründen begonnen hatte, mich näher mit der Thematik zu beschäftigen, mit den Inhaltsstoffen, möglichen Nebenwirkungen usw. Mir Studien anzusehen und Bücher zum Thema zu lesen. Und mich fragte, warum ich in den offiziellen Verlautbarungen so oft auf Behauptungen stieß und so selten auf Belege. Und vor allem, warum JEDE Kritik, JEDE Warnung, JEDE Mahnung, man müsse Nutzen und Risiken von Impfungen besser abwägen, von den verantwortlichen Institutionen, wie dem Paul-Ehrlich-Institut, im Keim erstickt wurde. Da wurde ich skeptisch.

Wenn einfach nur behauptet wird, das in früheren Impfstoffen oft enthaltene quecksilberhaltige Thiomersal sei unbedenklich, weil es nicht im Körper gespeichert werde, frage ich mich, wie man zu so einer Aussage kommt. Woher man das wissen will. Wenn mir gesagt wird, das als Hilfsstoff früher in Impfungen oft enthaltene Aluminiumhydroxid sei unbedenklich, weil die Konzentration „unterhalb toxikologischer Grenzwerte“ liege – und die in Impfungen enthaltene Menge an Formaldehyd sei so gering, dass der „physiologische Formaldehydgehalt des Muskels durch eine Impfung sogar verdünnt“ werde, dann halte ich das für eine zwar durchaus kreative aber mich leider tatsächlich nicht überzeugende Begründung. Hilfsstoffe, wie das Aluminium (heutzutage nimmt man meist anderes, Unbekannteres) werden beigegeben, WEIL sie giftig sind für den menschlichen Körper. Man will ja damit erreichen, dass die Immunantwort anspringt. Man WILL das Immunsystem irritieren. Bereits bei Säuglingen, obwohl sich deren Immunsystem noch gar nicht ausgebildet hat. Und obwohl man weiß, dass sich das physiologische Immunsystem des Menschen oral ausbildet und nicht über das Blut. Es also von der Logik her eher unwahrscheinlich erscheint, dass man dem Immunsystem und vor allem auch dem Gesamtsystem eines Säuglings mit einer Impfung etwas Gutes tut.
Wer garantiert mir, dass das, was einmal im Körper an Giftstoffen ist, dort nicht unter Umständen bleibt und sich über die Anzahl der Impfungen mehr und mehr anreichert?
Niemand.
Denn man WEISS über diese Fragen eigentlich nichts. – Und ganz offensichtlich WILL man darüber auch nichts wissen.

Wenn mir einfach nur gesagt wird, DIE Wissenschaft WISSE, dass Impfungen mehr nutzten, als schadeten, und ich DÜRFE diese These NICHT hinterfragen, dann werde ich skeptisch. Wenn mir gesagt wird, es gebe keine Belege, dass Impfungen zu mehr Autoimmunerkrankungen oder bestimmten Tumorerkrankungen führen (und auch keine Belege, dass sie dies NICHT tun…), und DESHALB seien sie sicher, dann werde ich skeptisch. Wenn, wie bei der Masernimpfkampagne, mit dem in medialer Dauerschleife erwähnten Tod eines (schwer vorerkrankten) Babys Emotionen geschürt werden, Statistiken zu tatsächlichen Risiken und Gefährdungen jedoch gar nicht oder nur verfälschend dargestellt werden, DANN werde ich skeptisch. Wenn nur über bestimmte Studien berichtet wird – und über andere nicht, DANN werde ich skeptisch. Wenn sich „Wissenschaftler“ hinstellen und Kollegen, die andere Meinungen haben, als sie selbst, als Pseudo-Experten bezeichnen, DANN werde ich skeptisch. Wenn Ärzte, die sagen, man müsse auch bei Impfungen Nutzen und Schaden abwägen, berufsrechtlich verfolgt werden, DANN werde ich skeptisch.

Denn, dann handelt es sich nicht um Wissenschaft, die hier betrieben wird, sondern um eine Ideologie. WISSENSCHAFT würde NIEMALS so mit Kritik umgehen.

Als dann die Masernimpfung zur Pflichtimpfung wurde, da wurde ich zur „Impfgegnerin“. Denn, wenn eine Ideologie zwangsverordnet wird, bin ich dagegen. Das bedeutet: Ich bin nicht pauschal gegen Impfungen, aber ich bin pauschal gegen Zwangsimpfungen.

Das, was uns heute so oft als „Wissenschaft“ verkauft wird, ist in Wahrheit eine Ideologie, der mit einigen Studien ein Deckmäntelchen umgehangen wird (manchmal, wie z.B. bei der „Null-Covid“-Ideologie erfolgt nicht einmal das). Dieses Mäntelchen erlaubt, sie vordergründig als „Wissenschaft“ zu bezeichnen, obwohl sie mit echter Wissenschaft nichts zu tun hat. Sondern im Grunde genommen sogar der Feind echter Wissenschaft ist. Denn Wissenschaft würde ihre Thesen und Hypothesen niemals zum Dogma und Kritik daran zum Tabu erklären. Ideologien freilich tun genau das.

Wie alle Ideologien trägt diese „Wissenschafts-Ideologie“ einen sehr gefährlichen Keim in sich: Sie birgt die Gefahr, ihre eigene Ideologie höher zu hängen, als das Wohl und das Leben von Menschen. Bei der Null-Covid-Ideologie, die ohne jede wissenschaftliche Evidenz und auch entgegen jeder Logik meint, man müsse Menschen nur lange genug wegsperren – und damit könne man ein Virus „besiegen“, kann man das aktuell deutlich beobachten. Dass ein satirischer Protest von Künstlern gegen diese Ideologie, bei den „Ideologen“ zu Wut, Panik und Abwehr geführt hat – und keinerlei Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Inhalten der Kritik erkennen ließ, ist bei Ideologien nicht anders zu erwarten. Im Grunde wurde die Kritik durch die medialen Reaktionen einfach nur bestätigt.

Ideologien gibt es viele in dieser Welt. Aber:

Wenn eine Ideologie zur Staatsideologie wird und den Menschen auch gegen deren Willen oktroyiert wird, dann ist es nicht nur irgendeine Ideologie. Sondern dann wird es gefährlich.

Wenn Impfskeptiker, – sogar solche, die nur deshalb skeptisch sind, weil sie experimentelle Impfstoffe für unzulässige Menschenversuche halten,- zu einer gefährlichen Spezies erklärt werden, der man ganz selbstverständlich ihre Grundrechte wegnehmen dürfe, dann bröckelt der Rechtsstaat ganz erheblich.

Wenn jede Kritik dagegen im Keim erstickt wird, Richter und Ärzte, die sich kritisch äußern, mit Strafanzeigen, Hausdurchsuchungen und teilweise gar Morddrohungen drangsaliert werden, dann zerbröselt der Rechtsstaat zwischen unseren Füßen.

Ein Regime, dessen Mehrheit willkürlich bestimmte Menschengruppen für gefährlich und / oder minderwertig erklärt, ihnen ihre Rechte nimmt, sie entmenschlicht und mit beleidigenden Schimpfnamen belegt, das ist in ideologischen Systemen leider eher die Regel, als die Ausnahme. Denn Ideologien brauchen die Abgrenzung nach außen. Sie brauchen zu bekämpfende Feindbilder.
Vergleiche hinken immer. Aber, dass viele von denen, die heute aus irgendwelchen Gründen die Impfgegner als „Nazis“ beschimpfen, denen man selbstverständlich ihre Rechte nehmen dürfe, genau die sind, die gleichzeitig ihre Großeltern moralisch verurteilen für deren Verhalten damals, das wundert mich trotzdem…. .

Wie zu jeder anderen Gruppe auch, zählen zu „Impfgegnern“ natürlich nicht nur Menschen, die „echte“ Wissenschaft wollen – statt Ideologie. Selbstverständlich gibt es darunter auch Menschen, die Impfungen aus ideologischen Gründen verschiedenster Art ablehnen. In dieser Welt gibt es die unterschiedlichsten Ideologien und die unterschiedlichsten Menschen, die daran glauben. Für mich kein Problem, so lange sie mir ihre Ideologie nicht zwangsverordnen wollen.

Und natürlich gibt es unter den Impfgegnern auch viele, die religiöse Gründe für ihre Haltung haben. Viele streng gläubige Muslime oder Christen lehnen Impfungen ebenso ab, wie etliche orthodoxe Juden.

Alles Nazis?

Es gibt die verschiedensten Gründe, warum Menschen für oder gegen Impfungen sind. Viele Wissenschaftler, wie z.B. Prof. Bhakdi und auch etliche andere sind sogar expliziert FÜR Impfungen. Aber sie sind ebenso expliziert gegen weltweite Menschenversuche mit experimentellen Impfstoffen, über die man so gut wie nichts weiß. Diese Menschen sind für mich das, was ich als „Wissenschaftler“ ansehen würde, denn sie bieten all denen, die sie öffentlichkeitswirksam als „Pseudoexperten“ o.ä. tituliert haben, immer wieder einen wissenschaftlichen Dialog und Austausch an zu ihren Thesen. Also das, was Wissenschaft tun sollte.
Dass die andere Seite diesen Dialog verweigert, ist indes wenig verwunderlich. Denn Menschen, die statt einer Wissenschaft einer Ideologie folgen, brauchen diesen Austausch nicht. Sie sind schon fest in ihrer Meinung.

Ich weiß, dass es sehr optimistisch von mir ist, aber trotzdem würde ich mich freuen, wenn ich mit diesem Text dazu beitragen konnte, dass der ein oder die andere die eigene pauschale Einschätzung über die „bösen rechten Impfgegner“ und vielleicht sogar die Verwendung von Begriffen wie „Covidioten“ oder „Aluhüten“ doch nochmal überdenkt!