Ganzheitliche Medizin V

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Ein Thema, das aus meiner Sicht zur „gesamtgesellschaftlichen Autoimmunerkrankung“ erheblich beiträgt, ist das „Andere erziehen“.

Über die „Grob – Diagnose“, dass in dieser Welt Etliches gar nicht gut ist, sind sich fast alle noch irgendwie einig:
– Und da gibt es die, die ständig darüber jammern, wie schlecht diese Welt und die anderen Menschen seien. Aber es mehr oder weniger ablehnen, etwas dafür zu tun, dass sich was ändert.
– Und dann gibt es die, die meinen, man / frau müsse was im Denken der Menschen ändern, damit diese Welt (wieder) zu einem besseren Ort für alle wird.
Zu denen gehöre ganz klar ich.
– Und dann gibt es die, die es überhaupt nicht ausstehen können, wenn Andere meinen, ihnen „besseres Denken“ als erzieherische Maßnahme überstülpen zu dürfen.
Zu denen gehöre ganz klar ich.

Diese, vielleicht nicht ganz einfache Konstellation 😉, hat den großen Vorteil, dass ich beide Gruppen verstehen kann 😊.

Ich gehe mit den Zielen vieler der „erzieherischen Maßnahmen“ der letzten Zeit durchaus konform: Ich finde es gut, wenn es keinen Rassismus mehr gibt. Ich will, dass Frauen und das Weibliche wieder sichtbarer werden. Im öffentlichen Leben und auch in der Sprache, die einen großen Einfluss auf unsere Einstellung hat.
Ich halte es tendenziell für richtig, von den fossilen Brennstoffen mehr und mehr weg zu kommen. Ich halte den Umbau der Förderungen in der Landwirtschaft hin zu mehr Ökologie für richtig und wichtig.

Aber die Art, wie diese Debatten vorangetrieben werden, macht es für mich verständlich, dass viele Menschen darauf aggressiv reagieren.
Denn es sind eben gerade keine „Debatten“.

Ganz im Gegenteil wird erzieherisch angeordnet, dass man / frau zu diesen Themen keine andere Meinung haben dürfe. Und wer das dennoch habe, sei ein schlechter Mensch.

Ein Vorgehen, das aus meiner Sicht dazu führt, dass z.B. Rassismus keineswegs weg ist. Weil die zugrundeliegenden Ursachen überhaupt nicht bearbeitet wurden.

Sondern die dazu Erzogenen, bestimmte Dinge nicht mehr tun oder sagen zu „dürfen“, dem zwar „brav“ Folge leisten. Sie den ihnen dennoch innewohnenden Rassismus (oder die sonstige Gewalttätigkeit) aufgrund der nicht behobenen Ursache dann aber auf andere Weise ausleben. Dann werden eben stattdessen andere Menschengruppen für einem selbst gegenüber „minderwertig“ erklärt.   

Das Andere erziehen macht ja irgendwie auch Spaß. Man / frau ist stolz auf die eigene Disziplin. Zu der man / frau selbst erzogen wurde, oder sich selbst erzogen hat.
Und will dann diese Disziplin auch möglichst allen Anderen beibringen.

Vielleicht auch, weil es sich frustrierend anfühlen kann, sich für ein besseres Ganzes selbst zu disziplinieren (und damit auch ein Stück weit zu kasteien), während die, für die man / frau das ja schließlich auch tut, „ihren Spaß haben“ – auf Kosten Aller.

Und Disziplin kann einem auch das befriedigende Gefühl geben, selbst etwas tun zu können. Kontrolle zu haben.

Als ich vor etwa 20 Jahren meinen damaligen Rheumatologen auf das Thema „Ernährung bei Rheuma“ ansprach, war seine Antwort: „Kasteien Sie sich nicht! Sie haben es mit der Erkrankung schon schwer genug, da müssen Sie sich nicht noch Anderes versagen.“
Ich war total verärgert über den Typen. Statt mich darin zu unterstützen, selber aktiv etwas gegen die Erkrankung zu tun, tut er meine Bemühungen einfach ab.

Tja, und dann habe ich viele Jahre unterschiedliche Ernährungsformen ausprobiert. Bei vegan (und bei Rohkost) kam ich mir selbstverständlich mit meiner Disziplin besonders toll und wichtig vor. Denn schließlich war mir das Tierleid, das mit auf „Wirtschaftlichkeit“ angelegten Züchtungen, Haltungsbedingungen, Transporten und Schlachtungen einhergeht, schon lange ein Dorn im Auge.
Und ist es immer noch.
Und selbstverständlich erzählte ich auch Anderen immer gerne von den Vorteilen einer veganen Ernährung für das Leben auf diesem Planeten.

Längere Zeit fühlte sich das gut an für mich mit dieser Disziplin.

Aber irgendwann merkte ich, dass es krampfhaft wurde.

Dass ich mir etwas versagte, obwohl mein Körper mir signalisierte, darauf gerade großen Appetit zu haben.
Ich vertraue der Weisheit meiner körperlichen Signale, und halte es für wahrscheinlich, dass ich, wenn ich plötzlich großen Appetit auf Fleisch verspürte, Gefahr lief, in einen Mangel einiger Nährstoffe zu geraten.

Heute esse ich wieder „alles“. Habe aber z.B. auch kein Problem damit, wenn Insekten zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden. Als jemand, die mal kurzzeitig in China gelebt hat, verstehe ich gar nicht, warum manche damit so ein großes Problem zu haben scheinen. Aber auch solche Abneigungen haben vielleicht letztlich Erziehungsgründe.

Und ich gönne mir auch (viel zu viel) Schokolade. Und denke nur ganz manchmal an die Anbaubedingungen von Kakao, Kaffee etc. und den jeweiligen Wasserverbrauch.

Ich kaufe alles möglichst in Bioqualität. Was teuer ist. Aber dafür verzichte ich halt auf manch Anderes, was mir (als Genussmensch) weniger wichtig ist als Essen.    

Ich bin also nach 20 Jahren und einigen Umdrehungen genau da angelangt, wo der Rheumatologe damals war: Ich kasteie mich nicht.
In der Rheumatologie hingegen werden heutzutage durchaus Ernährungstipps gegeben … .

Irgendwie scheine ich in vielem immer genau gegenläufig zu denken / handeln, zu dem, wie die Mehrheit es tut.

Vermutlich, weil es MIR sehr wichtig ist, zu Erkenntnissen aus mir heraus zu kommen.

Religionen versuchen meist, Menschen von Außen mit „Vorbildern“ und mit Lob zu einem Verhalten zu erziehen, von dem die Religionsführer definiert haben, das es „gutes“ Verhalten sei. Und die zu bestrafen, die ein Verhalten zeigen, das die Religionsführer als „böse“ definiert haben. Zu bestrafen mit der „Hölle“ – oder mit irgendwelchen Sanktionen, wirtschaftlichen und / oder körperlichen.   

So wurde von Religionen die völlig absurde Behauptung aufgestellt, dass Sexualität „Sünde“ sei. Und dafür, dass Männer und Frauen sich gegenseitig körperlich anziehend finden, wurde den Frauen „die Schuld“ gegeben. Diese Fehl-Erziehung führt dazu, dass noch heute manche Männer meinen, wenn eine Frau es in Kleidung oder sonstigem Verhalten zeigt, dass sie es durchaus genießt, schön gefunden und für „begehrenswert“ gehalten zu werden; sie das dazu berechtige, diese Frau zu vergewaltigen. Oder auf sonstige Art übergriffig ihr gegenüber zu werden. Sie sei dann ja „selbst schuld“, weil sie sich nicht „züchtig“ verhalten habe.
Natürliches Verhalten wäre, dass ein Mann einfach den schönen Anblick genießt. Und es auch normal findet, dass Frauen den Anblick eines attraktiven Mannes genießen (wobei zumindest ich weder bei Frauen noch bei Männern die „perfekte“ Schönheit attraktiv finde; sondern die Menschen, die etwas Eigenes, Individuelles haben).
Die gegenreligiöse Erziehung, die ebenfalls von Außen übergestülpt wird, neigt gerade aufgrund dieses Überstülpens auch wieder dazu, überzureagieren. Da müssen Männer dann plötzlich befürchten, schon dann als „böse“ oder zumindest als „übergriffig“ klassifiziert zu werden, wenn sie einer Frau freundlich verspielt zeigen, dass sie sie attraktiv und begehrenswert finden.

Dieses von Außen Übergestülpte: „Du musst dich so und so verhalten, sonst bist du böse!“, führt bei denen, die sich anders verhalten, nicht selten zu einem: „DU hast MIR gar nichts zu sagen!“. [Ist mir bei meinen „Erziehungsversuchen“ auf meinem Blog auch entgegen gehalten worden (obwohl ich überhaupt niemanden als „böse“ klassifizieren wollte) … .]
Und damit dazu, jetzt erst recht das Gegenteil dessen zu tun, was die Erziehen Wollenden erreichen wollten.

Die Reaktion verstehe ich. Denn, wenn MIR jemand aus einer dieser Person selbst anerzogenen Überzeugung heraus, ein von deren (religiösen oder sonstigen) Führern für „gut“ definiertes Verhalten anerziehen will, reagiere ich auch mit einem „Nein, danke! Ich entscheide selbst!“.  
  

Leider verstehen die Erziehen Wollenden in der Politik bisher anscheinend nicht, dass nicht zuletzt sie es sind, die mit ihrem Verhalten und ihrer Dialogverweigerung – gegenüber z.B. AfD – Widerstand provozieren und verfestigen.
Und zwar auch Widerstand gegen sinnvolle und gute Änderungen.
Stattdessen meinen sie, dass der Widerstand bestätige, dass die „Nein-Sager*innen“ „böse“ seien, und sie diese daher gewaltsam bestrafen dürften. Denn eine andere Sprache würden diese ja angeblich nicht verstehen.

Statt sich also ihren eigenen gewalttätigen Anteil (den die allermeisten Menschen haben) in sich selbst anzuschauen, agieren sie diesen (unbewusst) an Anderen aus. Und das tun oft beide Seiten.

Sie reden sich jeweils ein (oder lassen sich einreden), dass sie mit ihrer Gewalttätigkeit und ihren „Strafaktionen“ die „moralisch Guten“ seien.
Da sie ihre Gewalttätigkeit ja an denen auslassen, von denen ihre religiösen oder politischen Führer behauptet haben, die wären „böse“. [Es ist das Prinzip, wie Religionskriege, ethnische „Säuberungen“, Judenhass, Rassismus etc. schon seit langer Zeit „funktionieren“: Religiöse oder politische Führer erklären eine abgrenzbare Gruppe als „böse“, finden Beispiele, wo Einzelne oder Mehrere dieser Gruppe tatsächlich böse gehandelt haben (so etwas lässt sich immer finden), und blasen zur Bestrafung der „Bösen“.
Und die diesen Führern Glaubenden nutzen (vermutlich unbewusst) die Gelegenheit, ihren gewalttätigen Anteil auszuleben, ohne dabei ihren moralisch frommen Anspruch an sich selbst aufgeben zu müssen: Sie werden selber aktiv zur vermeintlich „gerechten“ Bestrafung – oder freuen sich auf ein irdisches oder himmlisches Strafgericht, das über die bösen Sünder*innen hereinbrechen und diese der „gerechten“ Bestrafung zuführen solle.]    


Diese Lust am „Bestrafen“ Anderer ist ein sehr verbreitetes Phänomen.

Und vielleicht auch auf das Gefühl zurückzuführen, sich selber Mühe gegeben zu haben, alles möglichst gut und richtig zu machen, sich dabei Manches versagt und sich (zugunsten Anderer) „pflichtbewusst“ kasteit zu haben.
Und dann wütend darüber zu sein, dass Andere sich stattdessen vermeintlich nur egoistisch dem eigenen Spaß gewidmet haben.
Oder die eigenen Bemühungen gar konterkariert haben mit ihrem Verhalten. Und es ist ja auch absolut verständlich: Wenn ich mir Mühe gebe, zugunsten Aller etwas schöner zu machen, – und Andere zerstören das, was ich mühevoll aufgebaut habe -; will ich, dass die irgendwie bestraft werden.

Nun weiß ich natürlich meist überhaupt nicht, ob Andere sich wirklich nur egoistisch dem eigenen Spaß gewidmet haben; oder vielleicht insgesamt mehr Gutes tun, als ich. Aber halt AUCH irgendetwas tun, was ich für schädlich halte.

Ich glaube inzwischen, dass viel von dem Schädlichen in dieser Welt daher kommt, dass Menschen dazu neigen, alle Menschen möglichst gleich machen zu wollen.
Das scheint ja zunächst „optimal gerecht“ zu sein, und außerdem die Sicherheit zu geben, dass niemand etwas Schlechtes tut.

Ich persönlich habe ja auch die Vorstellung, dass die Menschheit im Grunde ein Gesamtorganismus ist. Aber mir kommt es manchmal so vor, als ob „sozusagen“ die Zellen der Stimmbänder plötzlich der Meinung wären, alle anderen Zellen des Gesamtorganismus sollten genauso sein, sich genauso verhalten, wie sie. Sie sind von sich überzeugt, absolut gesund zu sein. Also meinen sie, wenn alle anderen Zellen des Gesamtorganismus sich nur ganz genauso verhielten, wie sie, dann wäre sichergestellt, dass der Gesamtorganismus gesund sei und bleibe.
Und sie merken dabei nicht, dass der Geist dieser Gedanken sehr krank ist. Dass der Gesamtorganismus nicht mehr existieren würde, sie ihn vernichtet hätten, wenn es plötzlich nur noch Stimmbänder – und sonst nichts – gäbe.   

Ich habe tatsächlich Angst, dass versucht wird, Menschen alle in eine Form zu pressen, von der irgendwelche „führenden“ Leute meinen, dass diese (Uni-)Form der Menschheit gut tun würde, weil es dann angeblich keine „kranken / schlechten Zellen“ mehr geben würde.

Dass also versucht wird, Menschen ihre spezifischen Eigenarten, ihr jeweiliges Anderssein, ihren jeweils individuellen Weg, ihre jeweils individuellen Meinungen und Herangehensweisen zu nehmen; und sie stattdessen zu Einheitswesen mit vorgegebenen Meinungen „umzuerziehen“.    

Dass Diversität (wenn überhaupt) auf Äußeres beschränkt – und versucht wird, Menschen im Übrigen zu einer Art „Einheitspuppe“ umzuprogrammieren.
Puppen, die (jedenfalls nach westlichen Vorstellungen) zwar äußerlich sehr unterschiedlich aussehen, auch verschiedene Geschlechtsmerkmale und verschiedene Hautfarben haben dürfen.
Deren Inneres aber gleich zu machen versucht wird. Deren Organe bereits als überall „gleich“ und gegeneinander austauschbar definiert werden; und deren Meinungen und Gedanken ebenfalls gleich zu machen, versucht wird.

Aber: Menschen sind gleichWERTIG; aber nicht gleich! [Und nein, auch Menschen sind nicht einfach verpflanzbar, um sie dann dort einzusetzen, wo in den reichen Staaten, (die ja ohnehin nur die sind, die sich solche Transplantationen leisten können) etwas nicht mehr funktioniert. Denn Menschen sind eben NICHT gleich.]

Und ich will keine Sanktionen befürchten müssen, wenn ich eine sehr andere Meinung habe und öffentlich vertrete, als die „Mehrheit“! Weder in islamischen oder sonstigen religiösen Kontexten, wenn ich mich dem widersetze, was deren jeweiliger männlicher Gott als vermeintlich richtig und „gut“ angeordnet hat. Noch in Deutschland, wenn ich z.B. schreibe, dass Putin zu „seinem“ „Angriffs“-Krieg – zumindest auch – vom Westen provoziert worden ist. Denn das gilt hier aus irgendwelchen Gründen als verbotene Meinung.

Und ja, ich werde weiterhin dafür kämpfen, dass niemand mir MEINEN Weg, MEINE Individualität, MEIN Ich zu nehmen – und mir etwas Anderes zwangsweise überzustülpen – versucht. Ich will keine Burka und keinen Schleier tragen, hinter denen ich MEIN Ich, meine Persönlichkeit, verberge; weil irgendwelche Leute sich zu der Behauptung verstiegen haben, wenn ich mich zeige, wie ich bin, sei das „sündig“ von mir.
Ich stehe dazu, dass es mir gefällt, wenn Männer mich attraktiv finden; aber selbstverständlich suche ICH als Frau aus, wer meinen Körper berühren darf.
Ich stehe dazu, nicht perfekt zu sein. Und meine Meinungen selbstverständlich auch ändern zu dürfen, wenn ich aus mir heraus zu anderen Erkenntnissen gekommen bin.

Und ich stehe dazu, dass ich auch weiterhin versuchen werde, für die Menschheit aus meiner Sicht sehr schädliches Denken Anderer in Frage zu stellen; in der Hoffnung, sie zum eigenen Nachdenken zu bewegen.

Denn all das ist MEIN Naturell 😊💖.

Veröffentlicht von Die Rückkehr der Liebesgöttin

Stimme der Liebesgöttin. Der das Lachen leider ziemlich vergangen ist. Schon lange ist sie fast nur noch ernst. Meine Texte sind immer tiefgründig, niemals eindimensional und sie lohnen das wiederholte aufmerksame Lesen.

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4 Comments

  1. Danke auch für dies.

    Dass ich für mich in Anspruch nehme, allein für mein Handeln und Unterlassen, für mein Denken und Fühlen verantwortlich zu sein – ist für mich zentral und zugleich ein Grund, niemandem meine Ansichten überstülpen und Andersmeinende gar bestrafen zu wollen. Ich will auch niemanden erziehen, ich glaube nicht an Fremderziehung Erwachsener, sondern nur an Selbsterziehung.

    „Umerziehung“ Erwachsener ist ein gewalttätiges Konzept, es gelingt nur, wenn die jeweils eigene Persönlichkeit vorher ausgelöscht wird.

    Allerdings können sich bei sanften, an Vernunft und Mitmenschlichkeit appelierenden Verfahren allmählich Veränderungen des öffentlichen Verhaltens einstellen, zB „Gurt tragen“, „Helm aufsetzen“, „kein Wasser verschwenden“, „Tiere nicht misshandeln“, „Kinder nicht schlagen“. „Frauen nicht ohne ihre Einwilligung anfassen“, „Müll trennen“, „Plastik vermeiden“…. In gewissem Umfang helfen dann auch Sanktionen, unerwünschtes Verhalten einzuschränken.

    Die Tiefenstrukturen des Verhaltens brauchen länger, um sich zu verändern, meistens braucht es mehrere Generationen. Und für die, die allgemein akzeptiertes schädliches Verhalten bekämpfen, sind harte Erfahrungen unausweichlich.

    Gestern sah ich eine Doku über und von Frauen in Saudi-Arabien. Diese mutigen Frauen, die zB für sich in Anspruch nehmen, berufstätig zu sein, ein Auto zu fahren, ohne männliche Begleitung einzukaufen, ihren Ehepartner selbst auszusuchen, wissen, dass sie immer auf einer gefährlichen Grenze gehen. Sie wissen, dass jeder Schritt, den sie sich weiter vom „allgemein akzeptierten Verhalten“ entfernen, sie in den Abgrund stürzen kann. Also tragen sie ihr Gesicht zwar offen, passen aber ununterbrochen auf, dass sich kein Härlein unter ihrem Kopftuch hervorwagt. Sie machen Fahrunterricht, aber protestieren nicht, dass sie den zehnfachen Preis bezahlen müssen, sie stellen zehn Anträge auf Berufsazulassung und auch noch einen elften, immer hoffend, immer geduldig, nie laut usw.

    Das Schlimmste ist, dass es Zeiten größerer Toleranz gibt, da zeigen sich die Frauen mit ihren Wünschen, und dann schlägt das Pendel zurück und das Regime hat es leicht, die „Aufsässigen“, die man jetzt kennt, „abzuschöpfen“.

    Für Männer ist das Problem anders: die jungen Männer nutzen „tolerantere“ Zeiten, um sich an junge „fortschrittliche“ Frauen ranzumachen (auch und besonders in Horden), und wenn die Polizei kommt, das Weite zu suchen. Werden sie erwischt, bekommen sie kurze Haftzeiten und Ärger mit ihren Familien.

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    1. Liebe Gerda, herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Den ich gerne auch ausführlich beantworte … (ich fasse mich ja in letzter Zeit selten kurz…): Ich vermute ja – auch, wenn das für die meisten Menschen eher komisch klingt -, dass derzeit tatsächlich der Übergang in ein Neues Zeitalter vorbereitet wird. Dass das aber keine von Herrn Schwab oder anderen erzeugte Idee ist, sondern es schon seit langem „feststeht“, dass diese Welt wieder in ein anderes „Zeitalter“ eintreten soll, und dieses jetzt vorzubereiten ist.
      Und dass das „von Außen“ vorangetrieben wird, die derzeit inkarnierten Menschen sozusagen dazu „benutzt“ werden, das umzusetzen (wobei das „von Außen“ vielleicht auch die eigene Seele ist?). Also zum Beispiel dazu, das Patriarchat – letztlich weltweit – aufzulösen. Und zum Beispiel auch die von dir genannten Frauen in Saudi-Arabien sich dieser Aufgabe widmen.

      Dass es aber zum Einen immer noch Kräfte gibt, die von ihrem bisherigen Machtmissbrauch nicht lassen wollen (und auch das sind nicht unbedingt nur als Menschen inkarnierte Kräfte). Die dann bereits erreichte Verbesserungen leider immer wieder zerstören, solange sie noch die Macht und Möglichkeiten dazu haben (z.B. weil Menschen Macht faszinierend finden und anbeten).

      Dass aber zum Anderen, wenn etwas Schädliches aufgelöst wird, eben immer auch die Gefahr besteht, dass stattdessen ins ebenso schädliche Gegenteil verfallen wird.
      Dass es also ein ständiges Austarieren ist, nicht überzureagieren. Denn als „Anti“-Faschisten, „Anti“-Religion etc. anzutreten, hat eigentlich immer die Folge, in genau dieselbe Energie zu geraten, wie das, was bekämpft wird. Also genauso schädlich zu agieren, nur mit gegenteiligem Namen.

      Deshalb ist das „andere erziehen“ zu einem für alle besseren Verhalten ein Balanceakt. Zum Einen, weil es eben immer noch religiöse oder politische Führer gibt, die etwas als für alle „gutes“ Verhalten verkaufen, was in Wahrheit nur ihrem Machtmissbrauch nutzt.
      Und es ist deshalb natürlich gut, dass etliche Menschen (inzwischen) eine natürliche Abneigung dagegen haben, auf solche Art erzogen zu werden.

      Zum Anderen aber auch, weil es ja für uns selber oft schwer zu erkennen ist, was wirklich für alle besseres Verhalten ist. Beziehungsweise wir dazu neigen, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Zum Beispiel: Wir erkennen, dass Rassismus schlecht ist. Und neigen dann dazu zu behaupten, es gäbe gar keine Unterschiede zwischen Menschen verschiedener Herkunft. Oder wir wollen Übergriffigkeit von Männern bekämpfen, und „verbieten“ dann jedes Kompliment als „sexistisch“. [Oder den Religionen, die ein männliches Wesen als „Schöpfergott“ anbeten, wird die Religion entgegengesetzt, dass der Mensch ein vom Affen abstammendes Zufallsprodukt ohne jeden Sinn sei.]
      Oder wir erkennen, dass das mit „Putin`s Angriffskrieg“ eine einseitige Darstellung ist; und neigen dann dazu, Putin für alles, was er tut zu verteidigen.
      Oder, wie bei mir: Ich habe ein Problem mit den Medikamenten der Pharma- und Biotechnologie-Industrie, weil ich da eher schlechte Erfahrungen gemacht habe, und das Ganz als fast nur noch Wirtschaftsunternehmen, und kaum noch Gesundheitsunternehmen ansehe. Weiß aber, dass ich dazu neige, da zu einseitig zu denken; denn vielen Menschen geben Medikamente und sonstige medizinische Interventionen eine bessere Lebensqualität.

      Bisher gibt es fast überall eine gewisse Einseitigkeit. In einer Welt, in der alles mit allem zusammenhängt, liegt das aus meiner Sicht nicht zuletzt daran, dass eben allzu viele einseitig einen männlichen sehr einseitigen Gott anbeten. Und den ergänzenden „Gegenpol“ vergessen haben., da dieser Gott in erster Linie an Macht interessiert war / ist und daher alles, was seiner alleinigen Macht gefährlich werden konnte, verdrängt / brutal unterdrückt hat … . So dass die Liebe, die gerade dadurch entsteht, dass es nicht nur EINS , sondern ein diesen erst zu einem Ganzen werden Lassendes zweites EINS gibt, verloren gegangen ist … .

      Herzliche Grüße
      Maren

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